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Akute Quadrizepssehnenruptur bei Patient*innen mittleren bis höheren Alters – Einfluss von Rupturmorphologie und Begleitverletzungen auf das klinische Outcome
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2023 |
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Fragestellung: Die Quadrizepssehnenruptur (QSR) ist eine seltene Verletzung, die operativ behandelt wird. Rupturen treten in der Regel bei Patient*innen mittleren und höheren Alters mit Begleiterkrankungen auf. Gutes klinisches Outcome wurde bereits in einigen Arbeiten beschrieben, doch das genaue radiologische Verletzungsmuster ist noch unklar. Hauptziel dieser Studie war die Analyse von Rupturmorphologie und Begleitverletzungen bei akuten QSR in der präoperativen Magnetresonanztomographie (MRT) und deren Einfluss auf das klinische Outcome.
Methodik: In dieser retrospektiven Querschnittsstudie wurden 113 Patient*innen mit akuter QSR in einem Krankenhaus der Maximalversorgung hinsichtlich Patientencharakteristika, Rupturmorphologie, Begleitverletzungen und klinischem Outcome untersucht. Einschlusskriterien waren ein Mindestalter der Patient*innen von 40 Jahren und eine chirurgische Behandlung der QSR. Ausschlusskriterien waren Begleitverletzungen außerhalb des Kniegelenkes, psychiatrische Störungen, Patient*innen mit Komplikationen, Patient*innen mit Knieimplantaten oder früheren Operationen am Knie. Bei 33 Patient*innen wurden präoperative MRT-Bilder von einem Radiologen für muskuloskelettale Radiologie an einer zugelassenen PACS-Workstation ausgewertet. Postoperativ wurde das klinische Outcome von einem orthopädischen Chirurgen anhand des International Knee Documentation Committee (IKDC) und des Lysholm-Scores mit einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 7,2 (± 5,0) Jahren erhoben. Die statistische Analyse wurde mit Python (Version 3.9.7. mit SciPy 1.8.1) durchgeführt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das Durchschnittsalter der Patient*innen betrug 61,2 (± 16,2) Jahre, die meisten Patient*innen waren männlich (85,8%) und hatten einen durchschnittlichen BMI von 32,5 (± 7,5). Die Auswertung der präoperativen MRT-Bilder zeigte bei 67 % der Patient*innen multiple Rupturen der vier Teilsehnen der Quadrizepssehne. Bei 62,9 % handelte es sich um vollständige Rupturen, bei 37,1% um Teilrupturen. Die vollständige Ruptur des Rectus femoris (30,0%) war am häufigsten, gefolgt von einer vollständigen Ruptur des Vastus medialis. Begleitverletzungen im Kniegelenk wurden bei 45 % festgestellt, am häufigsten die vorbestehende Tendinose (31,2%). Die chirurgische Refixation zeigte gute Ergebnisse mit einem mittleren postoperativen IKDC-Score von 73,1 (± 14,1) und einem mittleren Lysholm-Score von 84,2 (± 16,1). Rerupturen der Quadrizepssehne (9,7%) traten vermehrt bei Fettleibigkeit und Diabetes mellitus auf.
Akute QSR sind komplexe Verletzungen, bei denen häufig mehrere Teilsehnen betroffen sind. Die vorbestehende Tendinose und begleitende Knieverletzungen sind häufig. Trotz guter klinischer Ergebnisse nach der Refixation kann eine präoperative MRT-Auswertung zur Verbesserung der individuellen chirurgischen Strategie führen und somit Rerupturen vermeiden. Die individuelle Rupturmorphologie und Begleitverletzungen bei QSR hatten keinen signifikanten Einfluss auf das klinische Outcome der Patient*innen.