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Prospektive Analyse des präventiven Nutzens eines Fahrsicherheitstrainings für 103 E-Scooter Fahrer – ein Vergleich zwischen Erstfahrern und Fahrerprobten
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2023 |
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Fragestellung: Seit der Einführung von mietbaren E-Scootern in Deutschland im Juni 2019 wird die Nutzung immer beliebter. Durch die niederschwellige Zugänglichkeit und die damit einhergehende Nutzung sind steigende Unfallzahlen zu beobachten. Diese Tatsache zwingt Städte und Anbieter von E- Scootern, Maßnahmen zu ergreifen. Die Ideen reichen von einem Nachtfahrverbot, über eine Helmpflicht, hin zu Fahrsicherheitstrainings und einem E-Scooter-Führerschein. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen ist jedoch nicht ausreichend belegt.
Ziel dieser Studie war es herauszufinden welche Vorkenntnisse die Fahrer von E-Scootern haben, ob ein Fahrsicherheitstraining eine Verbesserung der Fahrtechnik bringt und ob diese Maßnahme die betroffene Zielgruppe adressiert.
Methodik: Im Rahmen der Studie wurde zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten kostenlose und öffentlich zugängliche Fahrsicherheitstrainings (1x Berlin / 2x München) durchgeführt. Alle Teilnehmer die die zur Studienteilnahme erforderlichen Fragebögen vollständig ausfüllten wurden eingeschlossen. Die Fahranfänger (Gruppe 1) wurden mit den Nicht-Fahranfaengern (Gruppe 2) hinsichtlich ihrer Fahrfaehigkeiten und der Verbesserung dieser als Ergebnis des Fahrsicherheitstrainings verglichen. Zusätzlich wurden die demographischen Daten der Teilnehmenden analysiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt nahmen 136 Personen teil. 103 Personen (54 W) haben beide Fragebögen ausgefüllt und wurden eingeschlossen. Das Durchschnittsalter lag bei 37 Jahren (18–77 Jahre), 61 Personen waren Erstfahrer (Gruppe 1), 42 Personen wurden Gruppe 2 zugeordnet. In Gruppe 2 gaben 95% an noch nie einen Helm getragen zu haben, 29% gaben zu alkoholisiert gefahren zu sein. Die zulässige Maximalgeschwindigkeit war über beide Gruppen nur 51% bekannt, 60% wusste die richtige Promillegrenze (p 0,25). In beiden Gruppen hat sich das Sicherheitsempfinden in Bezug auf das Anfahren und Anhalten des E-Scooters, sowie das Kurvenfahren im Vergleich vor und nach dem Training signifikant verbessert (p 0,01).
In unserer Studie konnten wir zeigen, dass ein Fahrsicherheitstraining einen positiven Einfluss auf die subjektive Fahrsicherheit und die juristischen Hintergründe hat. Wir sind der Meinung, dass E-Scooter-Fahrer zunächst den Umgang mit dem Fahrzeug in einem sicheren Umfeld erlernen sollten. Der Aufwand, ein Fahrsicherheitstraining zu veranstalten ist nicht zu unterschätzen. Hier könnte eine Initiative der DGOU in Kooperation mit den Kommunen, dem ADAC und den Anbietern im Rahmen einer bundesweiten Aktionswoche den Fokus auf die Gefahren lenken und als Präventionsmaßnahme zweckdienlich sein.
Zusätzlich halten wir es für realisierbar das E-Scooter Anbieter, von ihren Erstnutzern verlangen, die ersten drei Fahrten unter kontrollierten Bedingungen (reduzierte Maximalgeschwindigkeit etc.) zu absolvieren. Weiterhin halten wir einen verpflichtenden Theorieteil vor der Erstnutzung in der App (bezüglich Promillepegel, Maximalgeschwindigkeit und einem Hinweis auf das Tragen eines Helmes) für angemessen.