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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

E-Scooter-, E-Bike- und Fahrrad-Verletzungen im gleichen Zeitraum – eine prospektive Vergleichsstudie eines Level 1 Traumazentrums

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Heinz-Lothar Meyer - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Essen, Germany
  • Christina Polan - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Bastian Mester - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Carsten Vogel - Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie UK Essen, Essen, Germany
  • Manuel Burggraf - Klinik für Unfall-, Hand und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Marcel Dudda - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Essen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB80-2116

doi: 10.3205/23dkou422, urn:nbn:de:0183-23dkou4221

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Meyer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: In vielen Ländern drängen E-Scooter als alternatives Beförderungsmittel auf die Straßen. E-Scooter sind dafür konzipiert kleine Entfernungen zurückzulegen. Aktuell besteht für die Benutzung keine Helmpflicht. Die tatsächliche Anzahl verunglückter E-Scooter-Fahrer in Deutschland scheint deutlich höher zu sein, als es die aktuellen Zahlen des statistischen Bundesamtes vermuten lassen. Diese epidemiologische Studie untersucht E-Scooter-Verletzungen und vergleicht diese mit E-Bike- und Fahrradverletzungen.

Methodik: Nach der Prüfung durch die zuständige Ethikkommission (19-8954-BO) wurden an der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums Essen im Zeitraum vom 15. Juni 2019 bis 31. Oktober 2020 prospektiv alle Unfälle mit Beteiligung von E-Scootern, E-Bikes und Fahrrädern erfasst, die sich über die Notaufnahme vorstellten. In einem zweiten Schritt wurden alle verunglückten E-Scooter-Fahrer per Telefonabfrage dazu befragt, ob Ihr Unfall der Polizei gemeldet wurde. Die Daten wurden prospektiv anonymisiert erhoben und ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 68 verunglückte E-Scooter-Fahrer erfasst. Davon waren signifikant mehr männlich als weiblich (p=0,032). Das mittlere Alter betrug 31,1 (± 13) Jahre und lediglich 11,8% der Unfälle wurden polizeilich registriert. Gleichzeitig registrierten wir 34 verunglückte E-Bike-Fahrer und 356 Fahrradfahrer. E-Scooter-Fahrer waren signifikant jünger im Vergleich zu E-Bike-Fahrern (p<0,001) und zu Fahrradfahrern (p=0,01). In allen drei Gruppen waren die meisten Verletzungen im Kopfbereich, gefolgt von Verletzungen an den oberen Extremitäten. Verunglückte E-Scooter-Fahrer hatten eine signifikant längere Krankenhausverweildauer (KHVD), als E-Bike-Fahrer (p=0,003) und als Fahrradfahrer (p=0,001). 52,9% der E-Bike- und 53,3% der Fahrradfahrer trugen einen Helm, dagegen nur 1,5% der E-Scooter-Fahrer. Die häufigste Unfallursache bei E-Bike- (17,7%) und Fahrradfahrern (10,4%) war das Wegrutschen auf Straßenbahnschienen, bei E-Scooter-Fahrern die Kollision mit einem Bordstein (7,4%). Als Ursachen für einen erhöhten Anteil von Schwerverletzten unter E-Scooter Fahrern im Vergleich zu Fahrrad- oder E-Bike-Fahrern sind die Elektromobilität, Fahren unter Alkoholeinfluss und das unzureichende Tragen eines Helms bei Dominanz von Kopfverletzungen zu nennen. Da 73,5% (n=50) der erfassten E-Scooter-Unfälle nicht polizeilich registriert wurden, ist von einer sehr viel höheren Anzahl von E-Scooter-Unfällen auszugehen als bisher angenommen. Präventive Maßnahmen könnten die Einführung einer Helmpflicht, eine höhere Anzahl von Verkehrskontrollen, Fahrsicherheitstrainings und der Ausbau von Fahrradwegen sein.