gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Einsatzrealität der präklinischen Versorgung kindlicher Traumapatienten in der Luftrettung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Veronika Weichert - Unfallchirurgie, BG Klinikum Duisburg, Universitätsmedizin Essen, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Germany
  • Sascha Zeiger - Zentrum für Notfallmedizin, BG Klinikum Duisburg, Feuerwehr Duisburg, Duisburg, Germany
  • André Nohl - Unfallchirurgie, BG Klinikum Duisburg, Universitätsmedizin Essen, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Germany
  • Eva Steinhausen - Unfallchirurgie, BG Klinikum Duisburg, Universitätsmedizin Essen, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Germany
  • Marcel Dudda - Unfallchirurgie, BG Klinikum Duisburg, Universitätsmedizin Essen, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB70-2187

doi: 10.3205/23dkou355, urn:nbn:de:0183-23dkou3554

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Weichert et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Die Versorgung Schwerverletzter Patienten ist zentraler Bestandteil der Luftrettung, dazu gehören auch pädiatrische Traumapatienten. Nur 2–9% der Notarzteinsätze machen pädiatrische Notfallsituationen aus und stellen das gesamte Team vor erhöhte Anforderungen.

Deshalb ist dieser Zusammenhang an einem zentralen Luftrettungszentrum mit traumatologischen Versorgungsschwerpunkt von großem Interesse.

Ziel der Arbeit ist die Analyse der Traumamechanismen nach Altersklasse mit Ableitung möglicher Präventionsmöglichkeiten, der Verletzungsschwere und der invasiven Maßnahmen in der pädiatrischen Traumaversorgung.

Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Auswertung wurde zunächst die präklinische Erstversorgung von 412 Kindern und Jugendlichen bis zum 17. Lebensjahr bezüglich der Alters- und Geschlechtsverteilung, der Verletzungs-/ Erkrankungsschwere, der Traumagenese, der Verletzungsmuster und der präklinischen Therapie anhand von Notarzteinsatzprotokollen der Jahre 2017–2021 (n=3.946) untersucht. Die Auswertung erfolgte deskriptiv.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der Anteil der Kindereinsätze lag über die Jahre bei 10,4% des Einsatzspektrums mit Patientenkontakt (208 männlich/204 weiblich). Dabei waren von den 412 Einsätzen

328 (79,6%)traumatologischer Genese, 84 (20,3%) entfielen auf internistische und neurologische Einsatzkategorien. Damit stellte das Trauma die führende Einsatzindikation.

Bei der Betrachtung der Verletzungslokalisationen war das SHT führend, gefolgt von Extremitäten- und Wirbelsäulentrauma. Im Weiteren folgten Becken-, Thorax- und zuletzt Abdominaltrauma. Die Häufigkeitsverteilung variierte je nach Altersklasse.

Verbrühungen/ Verbrennungen konzentrierten sich v.a. auf die Altersklassen bis zum 5. Lebensjahr 89 (28%).

Zu den Trauma-auslösenden Faktoren gehörten im Weiteren v.a. Sturzereignisse, u.a. auch aus großer Höhe 103 (32,4%), Verkehrsunfälle mit PKW als Beifahrer/Fußgänger vs. PKW 65 (20,4%), Radunfälle 28 (8,8%) und auch Reitunfälle 23 (7,2%).

In der genaueren Betrachtung der Verletzungsschwere entfielen über alle Altersklassen insgesamt 167 (52,5%) auf die Kategorien NACA 1-3, 151 (47,5%) auf die Kategorien 4–7.

Bei der Auswertung der invasiven Maßnahmen wurden insgesamt 52 (12,6%) aller pädiatrischen Patienten intubiert. 15 (3,6%) Patienten waren bei Eintreffen reanimationspflichtig.

Bei 8 (2,5%) Patienten mit Thoraxtrauma wurde die Thoraxdrainagenanlage, in allen Fällen durch Minithorakotomie, notwendig.

Pädiatrisches Trauma ist in der Luftrettung die häufigste Einsatzindikation im Kollektiv bis zum 18. Lebensjahr, dabei zeichnet sich nahezu die Hälfte durch eine hohe Verletzungsschwere (NACA 4–7) aus.

Die Traumagenese und Verletzungsverteilung unterscheiden sich in ihrer Häufigkeit nach der Altersklasse.

In der Luftrettung tätige Notärzte sind somit überdurchschnittlich häufiger mit kindlichem Trauma bis hin zum kindlichen Polytrauma konfrontiert. Eine entsprechend breite Ausbildung dieses Notarztkollektivs ist bei vorgesehenen Einsatz in der Luftrettung notwendig.