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Erhöhung der mikrobiologischen Kulturausbeute bei Patienten mit periprothetischer Infektion durch Verbesserung der Präanalytik?
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Veröffentlicht: | 23. Oktober 2023 |
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Fragestellung: Dem mikrobiologischen Keimnachweis kommt sowohl in der Diagnosestellung, als auch in der gezielten systemischen und lokalen Antibiotikatherapie bei periprothetischer Infektion (PPI) eine entscheidende Rolle zu.Trotz umfangreicher Anstrengungen die Sensitivität der gängigen Kulturmethoden zu verbessern, liegt die Rate an kultur-negativen Infektionen bei ca. 10–20% aller PPIs. Diese Studie untersucht einen Algorithmus auf Ebene der Präanalytik (Kulturgewinnung und direkte Verarbeitung im OP) im Hinblick auf eine mögliche Erhöhung der Kulturausbeute bei Patienten mit PPI.
Methodik: In diese prospektive Pilotstudie wurden Patienten mit chronischer periprothetischer Infektion und geplantem Prothesenwechsel im Rahmen eines zweizeitigen Wechselkonzeptes zwischen Oktober 2021 und 2022 eingeschlossen. Jeweils 20 Gewebeproben wurden aus den infektionsverdächtigen Bereichen steril entnommen und auf 4 Gruppen verteilt. Die Gewebeproben wurden nach Standard ohne Zusätze und in Thioglykolatkulturlösung bei 3 unterschiedlichen Temperaturen (Raumtemperatur, 4°C, 37° für 24h vor Transport in die Mikrobiologie) direkt im OP angesetzt. Die entfernten Implantate wurden sonikiert. Die Kulturen wurden an Tag 1, 3, 7, 12, 14 ausgestrichen und auf mögliches Keimwachstum untersucht. Alle entsprechenden Keimnachweise, die Anzahl der positiven Proben und der Zeitpunkt des Positivwerdens der Kulturen wurden erfasst und verglichen.
Die Studie wurde durch die Stiftung Endoprothetik gefördert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 71 Patienten konnten in die Studie eingeschlossen werden (31 Männer, 40 Frauen, mittleres Alter 71 Jahre).
Signifikant häufiger kulturnegativ war die Thioglykolatbouillon bei 37°C im Vergleich zum Standardverfahren (p=0,031). In den anderen Gruppen konnten keine signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit der kulturnegativen Proben nachgewiesen werden. Im Mittel waren 2,3/5 Proben im Standardansatz, 2,1/5 im Thioglykolatansatz bei Raumtemperatur und 2,2/5 bei 4°C und 37°C positiv.
8,4% (6/71) Patienten waren kulturnegativ im Standardverfahrens, aber positiv im Thioglykolatansatz. Dem gegenüber waren 7% (5/71) kulturnegativ im Thioglykolatansatz, aber hatten einen Keimnachweis im Standardansatz. Bei 4,7% (3/63) der Patienten zeigte nur das Sonikat einen Keimnachweis wobei 25,4% (16/63) keinen Keimnachweis im Sonikat, aber in einer der Kulturen hatten.
Für S. caprae gab es einen häufigeren Nachweis in der Gruppe mit Thioglykolat bei 37°C (p=0,026).
Es konnten keine generellen Unterschiede zwischen dem Standardansatz und dem Ansatz in Thioglykolat gezeigt werden, insbesondere scheint die Lagerung bei unterschiedlichen Temperaturen keinen Unterschied zu ergeben. Für einzelne Fälle (7% in dieser Studie) gelang in der Thioglykolatgruppe ein Keimnachweis, die sonst kulturnegativ waren, sodass ein zusätzlicher Ansatz einzelner Proben in Thioglykolat empfohlen wird. Für weitere Studien ist ein Vergleich zwischen Thioglykolansatz und Standardmethode geplant.