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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Analyse des Frakturmusters bei distalen Humerusfrakturen in Abhängigkeit der Knochendichte

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Elisabeth Böhm - LMU Klinikum München, Schulthess Klinik Zürich, München, Germany
  • Sophia Goller - LMU Klinikum München, München, Germany
  • Evi Fleischhacker - LMU Klinikum München, München, Germany
  • Wolfgang Böcker - LMU Klinikum München, München, Germany
  • Fabian Gilbert - LMU Klinikum München, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB66-2158

doi: 10.3205/23dkou334, urn:nbn:de:0183-23dkou3347

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Böhm et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Osteoporose stellt mit ihren Frakturfolgen eine stetig wachsende Herausforderung der alternden Bevölkerung dar. Im Gegensatz zum Hüftgelenk liegen bisher wenig Informationen zur Inzidenz und Morphologie von osteoporotischen distalen Humerusfrakturen vor. Ziel dieser Studie war es, die Frakturmuster und Komplexität von Patienten mit distaler Humerusfraktur in Abhängigkeit von der Knochendichtemessung (DXA) zu untersuchen.

Methodik: Patienten (Alter >18 Jahre), die sich in unserer Klinik in dem Zeitraum 2007–2022 mit einer distalen Humerusfraktur vorstellten und eine Computertomografie (CT) des Ellenbogengelenks sowie eine DXA der Lendenwirbelsäule und des Femurs erhielten, wurden eingeschlossen. Die CT-Untersuchungen wurden nach definierten Kriterien ausgewertet (AO-Klassifikation, Anzahl der betroffenen Fragmente und betroffene Pfeiler). Frakturen wurden als „low-plane“ definiert, wenn sie in der distalen Hälfte eines circle of best fit lokalisiert waren, welcher über die Fossa olecrani positioniert wurde. Die DXA-Untersuchungen wurden in üblicher Weise ausgewertet („normale Knochendichte“ = T-Wert < -1, „Osteopenie“ = T-Wert < -1 und > -2,5 sowie „Osteoporose“ = T-Wert < -2,5). Der Vitamin-D-Spiegel wurde erfasst.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 41 Patienten (30 Frauen, 11 Männer, Durchschnittsalter 74 (range, 41–99) Jahre) konnten eingeschlossen werden. 59% der Patienten erlitten ein Trauma mit niedriger Energie, vorrangig in Form eines Stolpersturzes. 54% der Patienten wurden direkt osteosynthetisch, 27% initial mittels Fixateur externe, 12% konservativ und 7% der Patienten mittels anderer operativer Verfahren versorgt. Bei 27% der Patienten wurde eine Olecranonosteotomie durchgeführt. Der durchschnittliche Klinikaufenthalt betrug 10 (range, 0–28) Tage. 15% der Patienten wiesen eine normale Knochendichte, 24% eine Osteopenie und 61% eine Osteoporose auf bei einem durchschnittlichen T-Wert von -2,4 (range, -5,2–0,8). 15% der Patienten erlitten eine offene Fraktur. Die Frakturverteilung nach AO-Klassifikation war 14,6% A2, 2,4% B1, 4,9% B2, 4,9% B3, 9,8% C1, 2,4% C2 und 61% C3. 66% wiesen eine low-plane Fraktur auf. Durchschnittlich lagen 3 Frakturfragmente vor, 59% der Patienten wiesen mehr als 4 Fragmente auf. Bei 2,4% war der mediale, bei 7,3% der laterale und bei 90,2% beide Pfeiler betroffen. Der durchschnittliche Vitamin-D-Spiegel betrug 22,5 ng/ml. Postoperative Komplikationen traten bei 17% (15% low-plane Frakturen) auf und erforderten Revisionsoperationen bei 12% der Patienten.

Die untersuchte konsekutive Patientenserie zeigt einen großen Anteil von low-plane Frakturen bei vorliegender Osteoporose. Eine signifikante Korrelation zwischen der Knochendichte und Frakturkomplexität konnte jedoch nicht festgestellt werden. Die sehr distal gelegenen low-plane Frakturen weisen bei Rekonstruktion eine hohe Komplikationsrate auf. Weitere epidemiologische Daten sind notwendig, um die Frakturcharakteristik und Entwicklung zu beurteilen und eine wirksame Versorgung und Prävention zu ermöglichen.