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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

EPL-Rupturen bei kindlichen Unterarmfrakturen – eine vermeidbare Komplikation?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Marcel Winkelmann - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Jonathan Biesemeier - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Jan-Dierk Clausen - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Philipp Mommsen - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB65-3338

doi: 10.3205/23dkou328, urn:nbn:de:0183-23dkou3286

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Winkelmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Unterarmfrakturen gehören zu den häufigsten Verletzungen im Kindes- und Jugendalter. Bei Notwendigkeit zur operativen Versorgung gehören in Abhängigkeit von Alter und Frakturmorphologie perkutane Kirschnerdraht- (K-Draht) und elastisch stabile intramedulläre Nagelung (ESIN) zum operativen Standard. Rupturen der Extensor-pollicis-longus-Sehne sind dabei seltene, aber ernste Komplikationen. Die Inzidenz bei ESIN-Versorgung wird in der Literatur mit 0,3–18 % angegeben. Für die perkutane K-Drahtosteosynthese fehlen reliable Werte fast gänzlich. Auch wird weiterhin diskutiert, ob es sich um eine intraoperative Verletzung der Sehne mit frühzeitiger Ruptur oder eine Spätfolge durch Arrosion der Sehne am Draht handelt.

Methodik: Es erfolgte die retrospektive Analyse kindlicher Unterarmfrakturen mit operativer Versorgung mindestens der radialen Fraktur mit perkutanem K-Draht oder versenktem ESIN im Zeitraum 2011–2021. Die Einteilung der Frakturen erfolgte anhand der AO Pediatric Comprehensive Classification of Long-Bone Fractures (PCCF) sowie der Aitken-Klassifikation.

Ergebnisse: 338 Kinder, 223 Jungen (66%) und 115 Mädchen (34%), wurden eingeschlossen. Das Alter betrug durchschnittlich 9,0±3,7 Jahre. 139 Patient*innen erlitten Schaft- und 199 distale meta-/epiphysäre Frakturen. 187 Frakturen wurden mittels perkutaner K-Drahtosteosynthese und 148 mittels elastisch stabiler intramedullärer Nagelung und 3 mittels kombinierter K-Draht- und intramedullärer Nagelung behandelt. Es traten insgesamt 9 EPL-Rupturen (3 %) auf. 6 EPL-Rupturen (5 %) traten bei Mädchen und 3 (1 %) bei Jungen auf (p = 0,067). Kinder mit EPL-Ruptur waren im Median 11 Jahre und ohne EPL-Ruptur 8,7 Jahre alt (p = 0,73). Alle EPL-Rupturen traten in der Gruppe der mit ESIN behandelten Patient*innen (p=0,0006) und lediglich bei isoliertem dorsalem Zugang (p=0,0035) auf. Alle EPL-Rupturen traten als sekundäre Komplikation nach stationärer Entlassung auf.

Schlussfolgerung: Bei elastisch stabiler intramedullärer Nagelung von Radiusschaftfrakturen stellt der radiale Eintritt eine sichere Zugangsoption dar. Bei dorsalem Zugang scheinen insbesondere subkutan versenkte Drähte zu einer Sehnenarrosion zu führen. Die perkutane K-Drahtosteosynthese ist in Bezug auf das Risiko von EPL-Rupturen eine sichere Therapiealternative.