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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Exklusion des Unfallmechanismus als Kriterium der Schockraumalarmierung führt zur personellen und finanziellen Entlastung ohne Patientengefährdung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jonas Limmer - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany
  • Konrad Fuchs - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany
  • Mila Marie Paul - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany
  • Jonas Schmalzl - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany
  • Maximilian Kippnich - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, Würzburg, Germany
  • Thomas Wurmb - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, Würzburg, Germany
  • Rainer Meffert - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany
  • Martin Jordan - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB58-2338

doi: 10.3205/23dkou288, urn:nbn:de:0183-23dkou2889

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Limmer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Kann die Exklusion des Unfallmechanismus als Kriterium zur Schockraumalarmierung zur Ressourcenschonung bei gleichbleibender Versorgungssicherheit beitragen?

Methodik: An einem überregionalen Traumazentrum (ÜRTZ) wurde im Rahmen einer retrospektiven Studie das Kollektiv von Schockraumpatienten des Jahres 2020 evaluiert und mit den Vorjahren verglichen. Die am ÜRTZ eingeführten Alarmierungsstufen Schockraum A und B (SR-A und -B) orientieren sich nach den dort geltenden SOPs, angelehnt an den Kriterien der 2016 aktualisierten S3-Leitlinie (S3-LL). Patienten die mindestens ein Kriterium des Empfehlungsgrades A (GoR A) aufweisen sind als SR-A zu melden, während bei Zutreffen lediglich eines Kriteriums der Gruppe B (GoR B) die Anmeldung als SR-B erfolgt. Die Versorgungsstufen unterscheiden sich durch den Umfang des primär informierten und anwesenden Klinikpersonals. Folgende Parameter wurden aus dem Klinikinformationssystem pseudonymisiert erhoben: Alter, Geschlecht, ISS, Zutreffen der Schockraumkriterien nach S3-LL, Konversion zur höheren Alarmierungsstufe.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Jahr 2018 registrierte das ÜRTZ 796 SR-A Einsätze. Die Einführung der unterschiedlichen Alarmierungsstufen 2019 reduzierte die Anzahl auf 564 (SR-A) mit zusätzlichen 390 SR-B-Einsätzen. 2020 waren es 473 SR-A Einsätze und 406 im SR-B. Die SR-A Anmeldungen waren zu 72,7% männlich mit einem Durchschnittsalter von 52,0 Jahren. Beim SR-B waren 65,5% männlich mit einem Durchschnittsalter von 42,4 Jahren. Retrospektiv korrekte Kriterien nach der S3-LL lagen beim SR-A zu 85,2% und bei SR-B Patienten zu 70,2% vor. Der ISS lag bei den SR-B Patienten zu 97% unter 16 Punkten (mittlerer ISS 4,1), bei den SR-A Patienten zu 62% unter 16 Punkten. Die Rate für eine Konversion auf die höhere Alarmierungsstufe aufgrund einer Fehleinschätzung betrug 3,6% und betraf zu 88,2% Patienten mit einem ISS von unter 16 Punkten.

Der Trend steigender Schockraumalarmierungen ist ungebrochen, trotz Einführung eines Abstufungssystems. Dies brachte laut interner Kostenanalyse durch eine Reduzierung der SR-A Anmeldungen um fast 40% unter Berücksichtigung des eingesetzten Personals und der Arbeitszeit eine deutliche Ressourceneinsparung. Zudem lässt die geringe Konversions-Rate eine gute präklinische Ersteinschätzung vermuten. Ein direkter Nachteil der medizinischen Versorgung lässt sich aus unseren Daten zum jetzigen Zeitpunkt nicht erkennen. Patienten, die aufgrund des Unfallmechanismus als Schockraum eingruppiert wurden (SR-B) wiesen nur einen sehr geringen Verletzungsgrad und zu 30% keine leitlinientypischen Kriterien auf. Dies ist ein Hinweis auf zukünftiges Verbesserungspotenzial hinsichtlich der Indikationsstellung um die zur Verfügung stehenden personellen und materiellen Ressourcen möglichst effizient und effektiv einsetzen zu können.