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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Die Dorr-Klassifikation alleine eignet sich nicht zur Vorhersage früh-postoperativer periprothetischer Frakturen bei Hüft-TEP

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Martin Lüdemann - Orthopädische Klinik König-Ludwig-Haus, Universitätsklinikum Würzburg, Orthopädie, Würzburg, Germany
  • Janina Rossler - Orthopädische Klinik König-Ludwig-Haus, Universitätsklinikum Würzburg, Orthopädie, Würzburg, Germany
  • Maximilian Rudert - Orthopädische Klinik König-Ludwig-Haus, Universitätsklinikum Würzburg, Orthopädie, Würzburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB40-3204

doi: 10.3205/23dkou177, urn:nbn:de:0183-23dkou1771

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Lüdemann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Implantation einer Endoprothese am Hüftgelenk gehört zu den in Deutschland am häufigsten durchgeführten Operationen. Zu den möglichen Komplikationen zählt die periprothetische Femurfraktur (0,3–5,4%). Dorr et al. haben 1993 eine Einteilung in drei Femur-Typen erstellt, um röntgenologisch eine Aussage über die Knochenqualität treffen zu können. Die hier vorliegende Arbeit untersucht einen möglichen Zusammenhang zwischen der anatomischen Femurkonfiguration nach Dorr und dem Auftreten früh-postoperativer periprothetischer Femurfrakturen (bis 90 Tage nach Operation). Dies geschah unter der Hypothese, dass eine dünnere Kortikalis das Frakturrisiko erhöht und somit periprothetische Frakturen überwiegend bei Dorr Typ C auftreten müssten.

Des Weiteren wurden patientenbezogene Risikofaktoren und die Fixierungstechnik untersucht, um hier frakturprädestinierende Parameter zu ermitteln.

Methodik: Die Krankenakten aller Patienten, die in einem Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung in Deutschland mit einer Hüft-TEP bei Coxarthrose im Zeitraum von 2010 bis 2022 versorgt wurden (n=8.974) und bei denen im jeweiligen früh-postoperativen Zeitraum von 90 Tagen eine periprothetische Fraktur auftrat, wurden berücksichtigt. Bei dem Patientenkollektiv von 48 Patienten (0,53%) mit aufgetretener früh-postoperativer periprothetischer Femurfraktur, wurde die präoperative anatomische Femurkonfiguration anhand der konventionellen Röntgenbilder beurteilt. Hierfür wurde die Dorr-Klassifikation verwendet. Die Beurteilung der Röntgenbilder erfolgte verblindet durch drei Untersucher. Zusätzlich wurden retrospektiv patientenbezogene Parameter wie Alter, Geschlecht, Nikotinabusus, Body-Mass-Index (BMI) und bekannte frakturbegünstigende Medikamente (gemäß DVO) und Vorerkrankungen erhoben.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter des Patientenkollektivs betrug 68,63 Jahre und bestand zu 72,92% aus Frauen. Früh-postoperative periprothetische Frakturen traten in 20,83% bei Typ A, in 70,83% bei Typ B und 8,33% bei Typ C Femurkonfiguration nach Dorr auf. Als frakturbegünstigende Risikofaktoren bestanden Nikotinabusus (14,58%), Diabetes (16,67%) und Osteoporose (20,83%). Häufiger vorhanden waren jedoch Vorerkrankungen der Schilddrüse (37,5%). Außerdem nahmen 85,42% der Patienten mindestens ein das Frakturrisiko erhöhendes Medikament (nach DVO) ein. Darüber hinaus scheint Adipositas eine entscheidende Rolle zu spielen, der BMI war im Mittel mit 29,76 erhöht. Im Hinblick auf die Fixierungstechnik der Endoprothese wurden 91,61% zementfrei implantiert.

Schlussfolgerung:Die Eingangshypothese, dass periprothetische Frakturen aufgrund der dünneren Kortikalis überwiegend bei Dorr Typ C auftreten, hat sich nicht bestätigt. Es zeigte sich, dass Frakturen entsprechend der zu erwartenden Verteilung, bei allen drei Typen auftraten. Die Ergebnisse zeigen jedoch im Patientenkollektiv weitere zahlreiche frakturbegünstigende Risikofaktoren, die notwendigerweise bei der Versorgung mit einer Hüft-TEP zu berücksichtigen sind.