gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Begünstigen Biofeedback-Einlegesohlen in der frühen postoperativen Phase nach Sprunggelenksfrakturen die Patientenperformance?

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • presenting/speaker Nina Hofmann - Klinikum-Stuttgart, Stuttgart, Germany
  • Tomas Da Silva - Klinikum-Stuttgart, Stuttgart, Germany
  • Christian Knop - Klinikum-Stuttgart, Stuttgart, Germany
  • Tobias Merkle - Klinikum-Stuttgart, Stuttgart, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB36-2641

doi: 10.3205/23dkou154, urn:nbn:de:0183-23dkou1547

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Hofmann et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Eine Teilbelastung mit 20 Kg in einer unterschenkellangen Orthese ist eine typische Nachsorgebehandlung nach operativer Versorgung einer Sprunggelenksfraktur. Üblicherweise erlernen Patienten dies mit Hilfe einer Personenwaage. Im klinischen Alltag zeigen Patienten jedoch eine unterschiedliche Leistungsstärke nach dem Erlernen einer vorgegebenen Belastung. In dieser Studie wurden in einem frühen postoperativen Stadium (2–5 Tage nach OP) kontinuierliche Belastungsmessungen durchgeführt, um die Performance der Patienten anhand ihrer tatsächlichen Gewichtsbelastung zu überprüfen. Weiterhin wurde der Einfluss eines audiovisuellen Biofeedbacks überprüft.

Methodik: Wir haben 57 Patienten mit einer Sprunggelenksfraktur Typ Weber B und C und einem Durchschnittsalter von 45 (20–72) Jahren prospektiv mit einer Biofeedbacksohle in einer Orthese (Smart Walker, Sporlastic, Nürtingen, Germany) ausgestattet. Vor ihrer Entlassung wurde zunächst ohne Biofeedback gemessen, ob sie ihre vorgegebene und mittels Personenwaage eingeübte Teilbelastung im 3-Punkte-Gang von 20 Kg einhalten können. Wir haben ihnen anschließend ein audio-visuelles Biofeedback zugeschaltet und die erhobenen Belastungsdaten miteinander verglichen (Student t-test).

Ergebnisse: Mittels konventioneller Lehrmethoden gelang es nur etwa 1/3 der Patienten beim Gang von 50 Metern auf ebener Erde (36,8%) und der Treppe (29,8%) die vorgegebene Teilbelastung einzuhalten (efficient user). Sogar ca. 1/4 der Patienten (26,3%) belastete ihr Bein überhaupt nicht (non-user). Die übrigen Patienten traten deutlich zu wenig (low-user), oder deutlich zu viel (high-user) auf. Non-user waren auch mit Biofeedback nicht zu motivieren, eine Belastung zu übernehmen weswegen sie als drop-out gewertet wurden. Wir konnten als Ursache ein signifikant höheres Schmerzempfinden ausmachen (p<,001), während eine Schwellung als Ursache ausgeschlossen werden konnte (p=,363). Alle andern Belastung übernehmenden Patienten profitierten signifikant aus dem audio-visuellen Biofeedback. Dadurch konnten alle Patienten motiviert werden mehr in eine Zone zwischen 15 und 30 Kilogramm zu belasten (Tabelle 1 [Tab. 1]). Vor allem zu hohe Belastungen>30 Kg konnten auf kleiner/gleich 10% gesenkt werden.

Schlussfolgerungen: Mit klassischen Lehrmethoden, wie einer Personenwaage, kann eine Teilleistung nicht ausreichend erlernt werden. Mit modernen Mess-Systemen können verschiedene Belastungsgruppen und deren Performance außerhalb von Ganglaboren schnell und einfach objektiviert werden. Durch kontinuierliche Messungen und live Biofeedback lassen sich unerwünschte zu niedrige und zu hohe Belastungen verringern und die Belastungen in einer mittleren Zielzone zwischen 15 und 30 Kg signifikant erhöhen. Das Studiendesign und die erhobenen Daten scheinen eine geeignete Grundlage für zukünftige Patientenstudien, auch im ambulanten Umfeld zu sein.