gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Beckeninfektionen, Symphysitis: Ursachen und Therapie, eine retrospektive Auswertung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Dmitry Notov - Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
  • Stephanie Einhorn - Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
  • Georg Osterhoff - Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig AöR, Leipzig, Germany
  • Christian Kleber - Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig, Germany
  • Andreas Höch - Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
  • Philipp Pieroh - Universität Leipzig, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Plastische Chirurgie, Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB31-3269

doi: 10.3205/23dkou126, urn:nbn:de:0183-23dkou1265

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Notov et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Die Arthritis der Schambeinfuge ist eine seltene Erkrankung, die bakteriell verursacht werden kann. Die Infektion kann durch eine sekundäre Embolie bei Bakteriämie oder eine angrenzende Ausbreitung einer Weichteilinfektion verursacht werden. Zu den Risikofaktoren gehören Traumata, urologische und gynäkologische Eingriffe und Infektionen, lokale Bestrahlung, und intravenöser Drogenkonsum. Zu den klinischen Merkmalen gehören lokale belastungsabhängige Schmerzen und ein klaudierender Gang. Bei relativer Seltenheit der Erkrankung kann es zu einer verzögerten Diagnosestellung und Therapie kommen. Unbehandelt kann es zu lokaler Abszedierung mit Weichteildestruktion sowie zu Osteolyse und mechanischer Instabilität des Beckens führen. Standardisierte Behandlungsstrategien fehlen bis jetzt. Ziel der Studie ist es die bei uns behandelten Fälle zu erfassen Risikofaktoren, Ursachen, Keimspektrum zu detektieren sowie daraus Behandlungsstandards abzuleiten.

Methodik: Monozentrische retrospektive Studie. Es wurden alle Patienten eingeschlossen die im Zeitraum 01.01.2010–31.01.2023 eine gesicherte Symphysitis erlitten (Klinik und Histologie, MRT, Mikrobiologie). Ausgeschlossen wurden alle unklar definierten Entzündungen/ Infektionen und alle nicht gesicherten (rein klinische Diagnose) Symphytitiden.

So konnten in dem Zeitraum insgesamt 30 Patienten eingeschlossen werden.

Ergebnisse: Die Patienten waren im Mittel 68,23±12,05 Jahre alt (34,84–86,96) und davon 14 (46,6%) Frauen. Im Verlauf sind 3 Patienten (10%) an den Folgen der systemischen Infektion verstorben.

Von den 30 Patienten konnte bei 19 (63,3%) durch Punktion oder intraoperativen Abstrich ein Erreger nachgewiesen werden. Insgesamt 26 (86,6%) wiesen direkt vorher eine Infektion auf oder erkrankten in unmittelbaren Zusammenhang mit einer Infektion an der Symphysitis, wovon 14 Patienten (53,8%) eine urogenitale Infektion aufwiesen, 2 (7,7%) postoperative Wundinfektionen nach operativ versorgter Beckenringfraktur waren.

Bei 18 Patienten wurden Blutkulturen abgenommen von denen 8 (55,5%) eine Bakteriämie aufwiesen.

21 Patienten (70%) erhielten operative und antibiotische Therapie der Symphysitis. Hier erhielten die Patienten im Mittel 1,56 ± 1,63 Operationen (0-8). Bei 8 Patienten (26,6%) wurde konservativ mit Antibiotikagabe therapiert und bei einem Patienten wurde auf Grund eines therapiebegrenzenden Patientenwillens keine Therapie initiiert.

Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie zeigt, dass die Symphysitis mit einer erhöhten Mortalität einhergeht.

Der Großteil der Patienten wies eine vorherige Infektion auf, wobei die urogenitalen Foki dominieren. Im Therapieregime dominieren die invasiven Operationen mit Erregersicherung, Debridement und passgerechter Antibiose. Ziel weiterer Auswertung wird sein die Behandlungsergebnisse zu evaluieren, um standardisierte Behandlungsalgorithmen für unsere Klinik zu erarbeiten.