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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Allergiediagnostik bei beschwerdenbehafteter Endoprothetik: Testergebnisse, Wahl der Therapie und Verlaufsbeobachtung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Eva Maria Oppel - Klinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München, München, Germany
  • Maria Benedikt - Klinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München, München, Germany
  • Peter Thomas - Klinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München, München, Germany
  • Benjamin Thomas - BG Klinik Ludwigshafen, Ludwigshafen, Germany
  • Nora Aszodi-Pump - Klinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München, München, Germany
  • Burkhard Summer - Klinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München, München, Germany
  • Ralf Pohl - Klinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München, München, Germany
  • Marc Thomsen - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Klinikum Mittelbaden, Baden-Baden, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB26-2657

doi: 10.3205/23dkou092, urn:nbn:de:0183-23dkou0927

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Oppel et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Eine Allergiediagnostik bei Verdacht auf Endoprothetik-Unverträglichkeit wird kontrovers gesehen. Deshalb sollten Allergietest-Ergebnisse, Therapieentscheidung und Effekt eingesetzter hypoallergener Materialien in einer retrospektiven Verlaufsbeobachtung beurteilt werden.

Methodik: Bei 87 konsekutiv rekrutierten beschwerdenbehafteten Endoprothesenträgern (57 weiblich, 30 männlich, 79 Knieprothesen, 8 Hüftprothesen) einer Spezialsprechstunde wurden SPSS-(statistical package for social sciences-) basiert Ergebnisse der Erstvorstellung (Anamnesebogen, Implantat-Materialien, Epikutantest (ECT) auf Metalle und Knochenzementkomponenten, Lymphozytentransformationstest (LTT), WOMAC-Score) in Relation zur eingeschlagenen Therapiestrategie (wie Implantatwechsel, Revisionsmaterial), WOMAC-Änderung und „Quality of life“-Score beurteilt.

Ergebnisse: Häufigste gefundene Allergenreaktionen waren auf Nickel (20/87), Kobalt (5/87) und Chrom (5/87) sowie Gentamicin (20/75) und Benzoylperoxid (7/75). 14 von 20 auf Gentamicin positiv getesteten Personen waren nachweisbar mit gentamicinhaltigem Knochenzement versorgt gewesen.

Die häufigsten Beschwerden waren Schmerz (89,7%), Schwellung (75,9%) und Bewegungsreduktion (gemäß WOMAC) (75,9%).

Bei 53 Patienten zeigte sich nach der dermatologischen Testung ein Hinweis auf Implantatallergie und bei 34/53 wurde daraufhin das Implantat gewechselt. 27mal wurde hypoallergenes Material (Beschichtung, Oxinium, Gentamicin-freier Knochenzement, zementfrei) für den Wechsel verwendet (mittlere WOMAC-Verbesserung +18,46 +/-21,36). 7mal erfolgte der Wechsel unter Verwendung von „allergenem“ Standard-Wechselmaterial (mittlere WOMAC-Verbesserung +1,70 +/-11,91).

Bei 34 Patienten konnte in der allergologischen (Haut- und/oder LTT-) Testung kein Hinweis auf Implantatallergie gefunden werden. 15 erhielten einen Implantatwechsel- 5 davon mit hypoallergem Material. Vergleichsweise mittlere WOMAC-Verbesserung bei hypoallergenem Material +13,58 +/-14,36 versus „allergenes“ Standard-Material +15,76 +/-15,95.

Bei den 14 Patienten mit Gentamicin-haltigem Knochenzement und entsprechender Allergie führte eine Gentamicin-freie Versorgung zu einer deutlichen mittleren WOMAC-Verbesserung +29,07 +/-25,66 versus Belassen der Endoprothetik + 9,18 +/-16,38.

Schlussfolgerung: Patienteneigene „Allergieanamnese“ kann zu präferentieller Testung führen, allerdings sollte „Implantatallergie“ eine Ausschlussdiagnose nach erfolgter Differentialdiagnostik sein. Bei entsprechendem Allergiebefund hatte dies im hier beurteilten Kollektiv häufig eine individuell entschiedene Revision mit hypoallergenem Material zur Folge. Die Verbesserung des Befundes war besonders bei Gentamicin-Meidung erkennbar. Bei der präoperativen Anamnese wäre dementsprechend auch eine Frage nach Gentamicin- (z.B. Augentropfen-) Unverträglichkeit sinnvoll.