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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Wundinfektion nach der Resektion von Sarkomen der Leisten- und Glutealregion: Reduziert die antibiotische Prophylaxe das Infektionsrisiko?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Alexander Klein - Schwerpunkt Tumororthopädie, Muskuloskelettales Universitätszentrum München (MUM), LMU Klinikum, München, Germany
  • Hans R. Dürr - Schwerpunkt Tumororthopädie, Muskuloskelettales Universitätszentrum München (MUM), LMU Klinikum, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB20-2984

doi: 10.3205/23dkou059, urn:nbn:de:0183-23dkou0590

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Klein et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Die Sarkomresektion um den proximalen Oberschenkel (Gesäß-, Adduktoren- und Leistengegend) ist anatomisch in vielen Fällen eine Herausforderung für den Operateur. Die komplexen Lokalisationen von Tumoren verursachen lange Operationszeiten mit erhöhtem Blutverlust. Daher sind diese Operationen häufig mit postoperativen Infektionen verbunden. Die Leitlinien empfehlen aktuell keine Antibiotikaprophylaxe. Klinische Beobachtungen zeigen jedoch eine erhöhte Infektionsrate.

Ziel dieser Studie ist die Evaluation des Einflusses der perioperativen Antibiotikaprophylaxe auf das Risiko der postoperativen Wundinfektion in der Leisten- und Glutealregion.

Methodik: In diese Studie wurden 331 Patienten mit Sarkomen im Gesäß-, Adduktoren- und Leistenbereich eingeschlossen. Die Indikation zur antibiotischen Prophylaxe waren große und tiefliegende Sarkome in Erwartung einer komplexen und langen Tumorresektion. Das Standardantibiotikum zur Prophylaxe war initial ein Cephalosporin (Cefuroxim). Wir erfassten jede Infektion, die eine Revisionsoperation innerhalb von 6 Monaten postoperativ verursachte. 233 Patienten (70,7%) erhielten perioperativ eine Antibiotikaprophylaxe. In 104 Fällen (31,4%) wurde die Antibiotikagabe wegen aufwendiger Präparation oder langer Operationsdauer um 3–7 Tage verlängert. Vorläufige Auswertung der Ergebnisse führte zur Umstellung der Antibiotikaprophylaxe (hoher Anteil an gramnegativen und anaeroben Keimen), meist wurde Ampicillin/Sulbactam eingesetzt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In 76 Fällen (23%) kam es zu postoperativen Wundinfektionen, die einer Revision bedurften, viele davon nach neoadjuvanter Strahlentherapie. Infektbedingte Revision war in 62 Fällen (26,5%) mit perioperativer Antibiotikaprophylaxe vs. 14 Fällen (14,4%) ohne Antibiotikagabe erforderlich (p=0,018). In 104 Fällen mit verlängerter Dauer der Antibiotikaprophylaxe betrug die Rate an postoperativen Wundinfektionen 35,6% (37 von 104 Fällen). Die Infektionsrate in der Gruppe ohne verlängerte Antibiotikagabe betrug 17,2% (39 von 227 Fällen; p>0,001). Der Vergleich der Prophylaxe mit Cefuroxim und Ampicillin/Sulbactam zeigte eine Reduktion der Infektionszahl (27,8% in der Gruppe mit Cefuroxim vs. 20% in der Gruppe mit Ampicillin/Sulbactam), aber nicht signifikant (p=0,631). Der erhöhte intraoperative Blutverlust (750 ml. vs. 377 ml; p=0,005) und die längere Operationsdauer (104 min. vs. 74 min; p>0,001) waren hochsignifikante prädiktive Faktoren für das Auftreten einer perioperativen Infektion.

Die bekannten Risikofaktoren für das Auftreten postoperativer Wundinfektionen (intraoperativer Blutverlust, Operationsdauer) konnten wir in diesem komplexen Patientenkollektiv bestätigen. Unser Studiendesign konnte keinen Vorteil der peri-/postoperativen Antibiotikagabe mit dem Ziel der Infektionsratenreduktion nachweisen. Diese Tatsache ist auf die Vorauswahl der Patientengruppen (Bias) zurückzuführen. Bei einer Antibiotikaprophylaxe sollte jedoch das Spektrum der zu erwartenden Keime berücksichtigt werden.