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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Prävalenz und Entstehung von Handschuhkontamination während OU-Operationen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Asseel Abd el hai - Universitätsmedizin Mannheim, Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Mannheim, Germany
  • Manuela Köck - Universitätsmedizin Mannheim, Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Mannheim, Germany
  • Marlis Gerigk - Universitätsmedizin Mannheim, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Mannheim, Germany
  • Thomas Miethke - Universitätsmedizin Mannheim, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Mannheim, Germany
  • Udo Obertacke - Universitätsmedizin Mannheim, Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Mannheim, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB19-2620

doi: 10.3205/23dkou050, urn:nbn:de:0183-23dkou0505

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Abd el hai et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die intraoperative Kontamination von Handschuhen ist „qualitativ“ bekannt. Für regelmäßig mehr als 10% aller Fälle wird dies in internationalen Studien mitgeteilt.

Fraglich ist, wie oft und wann – bei standardisiertem Vorgehen und sequentiellem Untersuchen – eine Kontamination nachweisbar ist, über welchen Weg und mit welchem Keim. Völlig unsicher ist der Stellenwert von Handschuhwechseln und die Bedeutung vonKontaminationen hinsichtlich einer später ggf. entstehenden Infektion.

Methodik: Es wurde eine prospektiv-klinische Beobachtungsstudie aufgelegt (Ethikvotum 2020–569N), mit der an 4 orthopädisch-unfallchirurgischen Index-Operationen (distaler Radius [59] bzw. Aussenknöchel [58], Totalendoprothese Hüfte [77] bzw. Knie [43]; OP-Zeiten 45–90 min) zu bestimmten Schlüsselzeitpunkten (Sp-1 bis -6, s.u.) während der laufenden OP direkte Abklatsch-Untersuchungen der Handschuhe (von Operateur und Assistent mit anschließendem Handschuhwechsel) vorgenommen wurden. Grundsätzlich wurde durchgehend mit doppelten Handschuhen operiert, offene Frakturen wurden aus der Studie ausgeschlossen.

  • Sp-1: nach dem Abdecken mit 3 Handschuhpaaren wird der oberste Handschuh untersucht und abgeworfen)
  • Sp-2: unmittelbar vor dem ersten Kontakt mit Implantaten, die im Pat. verbleiben (ca.30 min nach Sp-1), wird der oberste Handschuh untersucht (und anschließend verworfen), ein neuer Handschuh wird angelegt
  • Sp-3: unmittelbar vor der Hautnaht, weitere ca. 30 min nach Sp-2 (Prozedur wie Sp-2)
  • Sp-4: (gleichzeitig mit SP-3) Hautprobe vom Wundrand des Patienten (Abkratzen mit Skalpell)
  • Sp-5: nach der Hautnaht (OP-Ende/Verband) wird der äußere Handschuh (vom Zeitpunkt Sp-3) verworfen und der innerste Handschuh untersucht; sofort danach wird dieser ausgezogen
  • Sp-6: (gleichzeitig mit Sp-5): freie Hand nach Ende der OP

Neben der mikrobiologischen Auswertung werden die (aufgeklärten) Patienten nach 6 Monaten nachuntersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Nach Studienabschluss liegen die Daten von 237 Patienten vor (2468 ausgewertete Agarplatten; 139 missing values).Die nachgewiesene Kontamination liegt insg. bei 28,6% (706/2468), wobei die koagulaseneg. Staphylokokken (KNS) die häufigsten Keime waren. Die meisten Kontaminationen wurden beiSp-6 (eigentlich ein „Kontrollwert“) mit 265/2468 und Sp-3 (vor der Hautnaht: 144/2468) festgestellt. Der innerste Handschuh zeigte nur 41/2468 Kontaminationen (6%; Sp-5: „Handschuh-Permeabilität“), die Haut des Pat. (Sp-4) zeigte 59 positive Nachweise. Vor der ersten Implantatberührung (Sp-2) waren 115 Kontaminationen nachweisbar.

Postop. Revisionen: 10, davon 8 mit Keimnachweis (davon 1 tiefe Infektion: potentieller Fall a.d. Handschuhkontamination)

Handschuhkontaminationen sind häufig, zumeist durch KNS. Ein routinemäßiger Handschuhwechsel vor Implantatberührung reduziert Kontaminationen, die aber ca. 30–45 min später wieder nachweisbar sind. Weder die Hautoberfläche des Pat. noch die Permeabilität des innersten Handschuhs erklären ausreichend die hohe Kontaminationsrate.