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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Wirbelsäulen-Orthese nach Nukleotomie – Einfluss auf Haltung und Bewegungsaktivität (RCT)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Marius Brühl - Universitätsklinikum Bonn, Klinik & Poliklinik für Orthopädie & Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Thomas Hilberg - Bergische Universität Wuppertal, Lehrstuhl für Sportmedizin, Wuppertal, Germany
  • Jamil Hmida - Universitätsklinikum Bonn, Klinik & Poliklinik für Orthopädie & Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Fabian Tomschi - Bergische Universität Wuppertal, Lehrstuhl für Sportmedizin, Wuppertal, Germany
  • Alexander Franz - Universitätsklinikum Bonn, Klinik & Poliklinik für Orthopädie & Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Dieter Christian Wirtz - Universitätsklinikum Bonn, Klinik & Poliklinik für Orthopädie & Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Jonas Roos - Universitätsklinikum Bonn, Klinik & Poliklinik für Orthopädie & Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Andreas Strauß - Universitätsklinikum Bonn, Klinik & Poliklinik für Orthopädie & Unfallchirurgie, Bonn, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB16-2867

doi: 10.3205/23dkou033, urn:nbn:de:0183-23dkou0332

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Brühl et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die vorliegende Studie untersuchte, inwiefern eine postoperative Wirbelsäulenorthese zu einer Verbesserung der Wirbelsäulenhaltung und Bewegungsaktivität nach Nukleotomie führt.

Methodik: In dieser prospektiven randomisiert-kontrollierten-Studie wurden 65 Probanden vor einer Nukleotomie eingeschlossen und der Interventions- bzw. Kontrollgruppe zugeteilt. Die Interventionsgruppe erhielt postoperativ eine Wirbelsäulenorthese inkl. Wärmesensor (orthotimer, Balingen) zur Tragzeitermittlung sowie einen Schrittzähler (Fitbit alta HR, San Francisco) für die Messung der Bewegungsaktivität. Es wurde präoperativ (T0), postoperativ (T1), nach 2 (T2) und 6 (T3) Wochen eine Untersuchung inkl. Fragebogenbefragung sowie nach 3 (T4) und 6 (T5) Monaten ein Telefoninterview durchgeführt. Die Wirbelsäulenuntersuchung umfasste die Haltung, Mobilität und Haltungskompetenz mittels SpinalMouse (Idiag AG, Fehraltorf, Schweiz). Die Befragt wurde die subjektive Bewertung der Orthese. Es wurden eine Varianzanalyse nach Friedman mit anschließend paarweisevergleichendem Post-Hoc-Test (Bonferroni-korrigiert) sowie der Mann-Whitney-U-Test verwendet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Abschließend konnten 48 Probanden ausgewertet werden (Dropoutquote=26%).Die Interventionsgruppe umfasste 25 Probanden (Alter; BMI) (49,2±10,2; 26,8±5,1) und die Kontrollgruppe 23 Probanden (51,6±9,6; 27,7±4,0). Durchschnittlich wurde die Orthese täglich 3,6±4,0 Stunden getragen. Hinsichtlich der Wirbelsäulenhaltung konnte eine signifikant bessere Haltung in der Interventionsgruppe im Vergleich zu der Kontrollgruppe zu T3 gemessen werden. Die Mobilität und Haltungskompetenz unterschied sich zu keinem der Messzeitpunkte (MZP). Die Bewegungsaktivität (Schritte) unterschied sich zu keinem der MZP. Über den Interventionszeitraum steigerte sich die Schrittanzahl jedoch signifikant (Tabelle 1 [Tab. 1]). Die Probanden bewerteten die Orthese hinsichtlich der Unterstützung, Positionssicherheit und dem Tragekomfort bei unterschiedlichen Aktivitäten durchschnittlich mit der Schulnote 2,5 über die MZP hinweg.

Diese Studie zeigt, dass eine postoperative Wirbelsäulenorthesen-Versorgung nach einer Nukleotomie hinsichtlich Bewegungsaktivität keine besseren Ergebnisse erzielen konnte als ohne Versorgung. Die Haltung der Wirbelsäule war jedoch nach 6 Wochen signifikant besser, wenn die Probanden eine Orthese trugen. Zudem konnte kein Unterschied zwischen den Gruppen in der Haltungskompetenz gezeigt werden, was darauf hindeutet, dass sich die Orthesenversorgung nicht nachteilig auf die Muskulatur auswirkt. Auffällig ist die geringe Tragzeit der Orthese, welche unter der Empfehlung liegt. Zukünftige Forschungsarbeiten sollten Methoden entwickeln, um die Tragezeit zu verlängern, um den förderlichen Effekt der Orthese zu steigern.