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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Entscheidungsalgorithmus für die chirurgische Behandlung der degenerativen lumbalen Spondylolisthesis von L4/L5

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Thomas Caffard - Orthopädische Universitätsklinik am RKU, Ulm, Germany
  • Lukas Schönnagel - Charité, Berlin, Germany
  • Jiaqi Zhu - Hospital for special surgery (HSS), New York City, United States
  • Dominik Adl Amini - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie (CMSC), Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Henryk Haffer - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie (CMSC), Berlin, Germany
  • Maximilian Muellner - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Jennifer Shue - Hospital for special surgery (HSS), New York City, United States
  • Timo Zippelius - Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU, Sektion Wirbelsäule, Ulm, Germany
  • Andrew A. Sama - Spine Care Institute, Hospital for Special Surgery, New York City, United States
  • Frank P. Cammisa - Spine Care Institute, Hospital for Special Surgery, New York City, United States
  • Federico P. Girardi - Spine Care Institute, Hospital for Special Surgery, New York City, United States
  • Alexander P. Hughes - Spine Care Institute, Hospital for Special Surgery, New York City, United States

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB16-2949

doi: 10.3205/23dkou031, urn:nbn:de:0183-23dkou0313

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Caffard et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Hintergrund: Es besteht eine Kontroverse über die operative Behandlung der lumbalen degenerativen Spondylolisthesis (LDS) durch Dekompression und Fusion (DF) oder alleinige Dekompression (DA).

Es soll über den Entscheidungsprozess für DA und DF an einem tertiären orthopädischen Zentrum berichtet und die operativen Ergebnisse zwischen beiden Gruppen verglichen werden.

Methodik: Es handelt sich um eine retrospektive Analyse von prospektiv erhobenen Daten. Die Operationen und Indikationen für DA oder DF wurden von vier zertifizierten Wirbelsäulenchirurgen mit mindestens zehn Jahren Erfahrung durchgeführt. Es wurden demografische, klinische Daten und radiologische Parameter nach einer 2-Jahres-Nachbeobachtung erhoben. Die Verbesserung des Oswestry Disability Index (ODI) nach zwei Jahren wurde mit Hilfe des Wilcoxon-Rangsummentests zwischen der DF- und der DA-Gruppe verglichen. Eine strukturierte Umfrage unter Assistenzärzten und behandelnden Wirbelsäulenchirurgen wurde durchgeführt, um Faktoren zu ermitteln, die die chirurgische Entscheidungsfindung beeinflussen. Die prädiktive Bedeutung der identifizierten Faktoren wurde mittels Receiver-Operating-Characteristics (ROC)-Analyse und eines Entscheidungsbaum-Algorithmus getestet. Auf Grundlage der Umfrage und der Ergebnisse statistischen Analyse wurden die sechs wichtigsten Faktoren zu einem Score zusammengefasst. Die Vorhersagekraft des Scores wurde erneut im klinischen Datensatz getestet und für jeden Faktor wurden Gewichte berechnet, um die AUC zu optimieren. AUC-Werte von 0,7 bis 0,8 wurden als akzeptabel, 0,8 bis 0,9 als ausgezeichnet und mehr als 0,9 als hervorragend eingestuft, entsprechend den festgelegten Grenzwerten.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt 147 Patienten (51,7% weiblich) mit einem mittleren Alter von 69 Jahren (IQR 63–73) wurden in die endgültige Analyse einbezogen; davon erhielten 87 DF (59,2%) und 60 DA (40,8%). Beide Gruppen zeigten keine signifikanten Unterschiede in der medianen Verbesserung des ODI nach zwei Jahren (DF=15 [IQR 9–21], DA=13 [IQR 5–22], p=0,81). Der AUC-Wert des endgültigen Scores betrug 0,85. Der optimale Grenzwert für Sensitivität und Spezifität lag bei 3 Punkten für die Indikation zur DF. Die einzlenen Faktoren und Wichtungen des Scores sind in Tabelle 1 [Tab. 1] dargestellt. Bei dem Grenzwert von 3 lag die Sensitivität bei 0,86 (korrekte Erkennung der Dekompression) und die Spezifität bei 0,76 (korrekte Erkennung der Fusion).

Die 2-Jahres-Follow-up-Daten zeigten, dass beide Gruppen keine signifikanten Unterschiede in der Verbesserung des ODI aufwiesen. Der entwickelte Score zeigt eine hervorragende Vorhersagefähigkeit für die Entscheidungsprozesse verschiedener Wirbelsäulenchirurgen und hebt relevante klinische und radiologische Parameter hervor. Weitere Studien sind erforderlich, um die externe Anwendbarkeit dieser Ergebnisse zu bewerten.