gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Intradiscal Osteotomy (IDO) – ist weniger mehr in der operativen Behandlung von Wirbelsäulendeformitäten?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sven Frieler - BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Alexander von Glinski - BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Emre Yilmaz - BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Clifford Pierre - Swedish Neuroscience Institute, Seattle Science Foundation, Seattle, United States
  • Thomas A. Schildhauer - Ruhr-Universität Bochum, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Rod Oskouian - Swedish Neuroscience Institute, Seattle, United States
  • Jens R. Chapman - Swedish Hospital, Seattle, United States

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB80-1010

doi: 10.3205/22dkou651, urn:nbn:de:0183-22dkou6515

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Frieler et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Für die Korrektur von Wirbelsäulendeformitäten sind verschiedene Operationstechniken beschrieben. Die Etablierung von sagittalen und spinopelvinen Parametern führte zu einer engeren Indikationsstellung bei der Wahl des geeigneten operativen Vorgehens und korreliert mit dem funktionellen Outcome sowie der Lebensqualität.

Generell ist das Korrekturpotenzial abhängig von der Invasivität, welche in Anbetracht der demografischen Entwicklung zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Die hier vorgestellten Intradiscal Osteotomie (IDO) beruht auf einer 3-Säulen Osteotomie mit Fokus auf den Bandscheibenraum. Die aktuelle Fallserie beschreibt anhand radiologischer Parameter das Korrekturpotenzial und wird durch eine technische Beschreibung ergänzt.

Methodik: IDO ist eine neue Variante einer Schwab 3-4 Osteotomie unter Erhalt der Pedikel und Wirbelkörper. Nach Einbringung der Pedikelschrauben erfolgt die Entfernung der posterioren Wirbelsäulenelemente mit Ausnahme der Pedikel. Die hinteren Anteile der oberen und unteren Endplatte werden entfernt, gefolgt von der Bandscheibe und anschließender Cage-Platzierung. Dies führt zum Erhalt der vorderen Säule, während durch posteriorer Kompression eine Wiederherstellung der Lordose erreicht wird (Abbildung 1).

Einschlusskriterien: Alter min. 50 Jahre, Lokalisation thorakolumbar-lumbosakral, stattgehabte IDO, min. Follow-up (FU) von 12 Monaten.

Primäre Ergebnisvariablen sind prä- und postoperativer Vergleich von: Sagittal Vertical Axis (SVA), Lumbar Lordosis (LL), Pelvic Incidence-Lumbar Lordosis (PI-LL) mismatch und Pelvic Tilt (PT).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 21 Patienten mit einem mittleren Alter von 68.57 Jahren ± 7.93 wurden eingeschlossen; 8 (38%) Männer. Das mittlere FU beträgt 22.3 ± 9.8 Monate. Insgesamt wurden 43 IDOs durchgeführt.

LL zeigte eine Änderung von 18.8° ± 10.7° (range: 12°-57°; P< .000) mit einer entsprechenden Veränderung von PI-LL (16.7° ± 8.2°; P< .000) und PT (6.5° ± 4.3°; P< .000). In Patienten mit pathologischen SVA präoperativ, zeigte sich eine Änderung um 93.0mm ± 57.0mm (P< .000).

Die durchschnittliche Veränderung der segmentalen Lordose betrug 10° ± 6° (range 3°-32°). Insgesamt zeigten sich 9 Komplikationen in 6 Patienten. Die Nachsinterungsrate betrug 4.7%.

IDO ist im Korrekturpotenzial pro Level invasiveren Verfahren unterlegen, erlaubt jedoch unter Berücksichtigung mehrerer Segmente eine insgesamt ausreichende Korrektur. Durch Erhalt von Pedikeln und Wirbelkörper ist es ein schonenderes Verfahren als die traditionellen Schwab 3-5 Osteotomies, ohne Verkürzung der vorderen Säule. Dank „posterior-only“ Zugang, kann IDO durch nahezu jeden Wirbelsäulenchirurgen Anwendung finden.