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Intradiscal Osteotomy (IDO) – ist weniger mehr in der operativen Behandlung von Wirbelsäulendeformitäten?
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Für die Korrektur von Wirbelsäulendeformitäten sind verschiedene Operationstechniken beschrieben. Die Etablierung von sagittalen und spinopelvinen Parametern führte zu einer engeren Indikationsstellung bei der Wahl des geeigneten operativen Vorgehens und korreliert mit dem funktionellen Outcome sowie der Lebensqualität.
Generell ist das Korrekturpotenzial abhängig von der Invasivität, welche in Anbetracht der demografischen Entwicklung zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Die hier vorgestellten Intradiscal Osteotomie (IDO) beruht auf einer 3-Säulen Osteotomie mit Fokus auf den Bandscheibenraum. Die aktuelle Fallserie beschreibt anhand radiologischer Parameter das Korrekturpotenzial und wird durch eine technische Beschreibung ergänzt.
Methodik: IDO ist eine neue Variante einer Schwab 3-4 Osteotomie unter Erhalt der Pedikel und Wirbelkörper. Nach Einbringung der Pedikelschrauben erfolgt die Entfernung der posterioren Wirbelsäulenelemente mit Ausnahme der Pedikel. Die hinteren Anteile der oberen und unteren Endplatte werden entfernt, gefolgt von der Bandscheibe und anschließender Cage-Platzierung. Dies führt zum Erhalt der vorderen Säule, während durch posteriorer Kompression eine Wiederherstellung der Lordose erreicht wird (Abbildung 1).
Einschlusskriterien: Alter min. 50 Jahre, Lokalisation thorakolumbar-lumbosakral, stattgehabte IDO, min. Follow-up (FU) von 12 Monaten.
Primäre Ergebnisvariablen sind prä- und postoperativer Vergleich von: Sagittal Vertical Axis (SVA), Lumbar Lordosis (LL), Pelvic Incidence-Lumbar Lordosis (PI-LL) mismatch und Pelvic Tilt (PT).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 21 Patienten mit einem mittleren Alter von 68.57 Jahren ± 7.93 wurden eingeschlossen; 8 (38%) Männer. Das mittlere FU beträgt 22.3 ± 9.8 Monate. Insgesamt wurden 43 IDOs durchgeführt.
LL zeigte eine Änderung von 18.8° ± 10.7° (range: 12°-57°; P< .000) mit einer entsprechenden Veränderung von PI-LL (16.7° ± 8.2°; P< .000) und PT (6.5° ± 4.3°; P< .000). In Patienten mit pathologischen SVA präoperativ, zeigte sich eine Änderung um 93.0mm ± 57.0mm (P< .000).
Die durchschnittliche Veränderung der segmentalen Lordose betrug 10° ± 6° (range 3°-32°). Insgesamt zeigten sich 9 Komplikationen in 6 Patienten. Die Nachsinterungsrate betrug 4.7%.
IDO ist im Korrekturpotenzial pro Level invasiveren Verfahren unterlegen, erlaubt jedoch unter Berücksichtigung mehrerer Segmente eine insgesamt ausreichende Korrektur. Durch Erhalt von Pedikeln und Wirbelkörper ist es ein schonenderes Verfahren als die traditionellen Schwab 3-5 Osteotomies, ohne Verkürzung der vorderen Säule. Dank „posterior-only“ Zugang, kann IDO durch nahezu jeden Wirbelsäulenchirurgen Anwendung finden.