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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Funktionalität und Lebensqualität bei Patienten nach internen Hemipelvektomien

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jakob Bollmann - Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie, Heidelberg, Germany
  • Burkhard Lehner - Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie, Heidelberg, Germany
  • Georg Walter Omlor - Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie, Heidelberg, Germany
  • Andreas Geisbüsch - Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie, Heidelberg, Germany
  • Nicholas Andreas Beckmann - Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie, Heidelberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB78-1128

doi: 10.3205/22dkou632, urn:nbn:de:0183-22dkou6320

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Bollmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Interne Hemipelvektomien sind komplexe operative Eingriffe, die vor allem bei Patienten mit (malignen) muskuloskelettalen Tumorerkrankungen durchgeführt werden. Funktionelle Einschränkungen sind häufig und beeinflussen die Lebensqualität (LQ) wesentlich. Die Datenlage zu funktionellem Outcome und den Einfluss auf die LQ nach internen Hemipelvektomien ist eingeschränkt. Ziel der Studie war deshalb funktionelle Outcome-Parameter und die Lebensqualität (LQ) zu untersuchen und miteinander zu vergleichen.

Methodik: Zwischen 1995 und 2019 erhielten 93 Patienten aufgrund eines muskuloskelettalen Tumors eine interne Hemipelvektomie. 5 Patienten lehnten die Studienteilnahme ab, 4 waren lost to follow-up und 49 verstarben. In die retrospektive Kohortenstudie wurden 35 Patienten (17 Männer, 18 Frauen; mittleres OP-Alter: 37,3 Jahre; mittleres follow-up: 11,8 Jahre; 32 Maligne (14 Chondrosarkome, 8 Ewing-Sarkome, 4 Metastasen, 2 Osteosarkome, 4 Andere), 3 Benigne) eingeschlossen. Das funktionelle Outcome wurde mittels Musculoskeletal Tumor Society-Score (MSTS), Toronto Extremity Salvage Score (TESS) und Oxford Hip Score (OHS) erhoben. Die funktionelle (VR-12-PCS) und mentale (VR-12-MCS) LQ wurde erhoben und mittels Spearman-Korrelation mit den Funktionalitäts-Scores verglichen. Tumorgrading, R-Status, Chemotherapie-, Strahlentherapie-, Implantat- und Komplikationsrate wurden erhoben und ein Einfluss auf die Funktionalität und die LQ mittels Mann-Whitney-U-Test ausgewertet.

Ergebnisse: Der mittlere MSTS-Score betrug 16,8 (56,0%) (1-30, ± 6,9), der mittlere TESS 79,1% (30-100%, ± 18,3%) und der mittlere OHS 33,7 (70,3%) (11-48, ± 10,4). Sowohl die funktionelle, als auch die mentale LQ (mittlerer VR-12-PCS: 38,8, Range 18,4-59,8; mittlerer VR-12-MCS: 50,4, Range 20,8-69,3) zeigten eine starke signifikant positive Korrelation zur Funktionalität (PCS vs. MSTS r=0,777, p<0,001; PCS vs. TESS r=0,790, p<0,001; PCS vs. OHS r=0,796, p<0,001; MCS vs. MSTS r=0,337, p=0,051; MCS vs. TESS r=0,464, p=0,006; MCS vs. OHS r=0,518, p=0,002). Patienten ohne eine postoperative Komplikation (24/35) zeigten eine signifikant höhere funktionelle LQ (41,6 vs. 32,8, p=0,026) und höhere, jedoch nicht signifikant, Funktionalitäts-Scores (MSTS 18,2 vs. 13,7, p=0,100; TESS 82,0% vs. 72,7%, p=0,126; OHS 35,4 vs. 30,2, p=0,241). In der mentalen LQ zeigte sich kein Unterschied (49,8 vs. 51,7, p=0,508). Tumorgrading (G2 oder G3: 24/30), R-Status (R0: 24/35), Chemotherapie- (14/35), Strahlentherapie- (13/35) und Implantatrate (15/35) hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Funktionalität oder die Lebensqualität.

Schlussfolgerung: Je besser die postoperative Funktionalität bei Überlebenden nach interner Hemipelvektomie, desto höher ist die physische als auch die psychische Lebensqualität der Patienten. Postoperative Komplikationen verringern die Funktionalität und damit direkt die Lebensqualität. Weitere Therapie- oder Tumorfaktoren zeigten keinen Einfluss auf das Outcome.