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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Reduktion des Blutverlustes durch Tranexamsäureanwendung in der Tumorchirurgie der unteren Extremität mit Implantation einer modularen Tumorendoprothese

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Hanna Lawo - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Franz Reichel - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Georg Omlor - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Burkhard Lehner - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg, Heidelberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB78-233

doi: 10.3205/22dkou628, urn:nbn:de:0183-22dkou6286

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Lawo et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Tranexamsäure (TXS) führt bei der Primärimplantation von Hüft- und Knietotalendoprothesen als auch bei deren Revisionsendoprothetik zu einer Reduktion des Blutverlustes.

Es stellt sich die Frage, ob sich ein Vorteil der TXS-Gabe auch bei der Tumorchirurgie mit Implantation einer Tumorendoprothese nach Tumorresektion im Knie- und Hüftgelenksbereich anhand größerer Kohorten zeigen lässt.

Methodik: Retrospektiv wurden insgesamt 253 Patienten mit Implantation einer modularen Tumorendoprothese (MUTARS) nach Resektion eines Knochen- oder Weichteiltumors mit Knocheninfiltration im Bereich des Knie- oder Hüftgelenkes aus den Jahren 2010-2020 untersucht. Ab 2015 erhielten alle Patienten TXS. Die Gruppenstärke betrug bei der Kontrollgruppe 119 und bei der TXS-Gruppe 134 Patienten. Eingeschlossen wurden alle konsekutiven Eingriffe im Bereich des proximalen (n=100) sowie distalen Femurs (n=102), des Femurschaftes (n=17) und der proximalen Tibia (n=34). TXS-Patienten erhielten zum Zeitpunkt des Hautschnitts 1 g TXS als einmaligen Bolus.

Erfasst wurden demographische Daten, tumorbezogene Faktoren, das operative Procedere, die prä- und postoperativen Laborparameter (Hämoglobin, Hämatokrit sowie Gerinnungswerte), Bluttransfusionen und der peri- sowie postoperative Verlauf mit Komplikationen wie thromboembolische Ereignisse bis 3 Monate postoperativ.

Der Blutverlust wurde für eine objektive Auswertung berechnet: Entsprechend der Methode nach Brecher aus dem Blutvolumen, dem präoperativen Hämatokrit (Hk) und dem Hk des 5. postoperativen Tages unter Berücksichtigung aller transfundierten Erythrozytenkonzentrate (EK).

Die Daten wurden auf Normalverteilung mittels des Shapiro-Wilk-Tests und des Quantil-Quantil-Diagramms sowie auf Varianzgleichheit mittels des Levene-Tests untersucht. Daraufhin wurden der t-Test, der Welch-Test oder der Mann-Whitney-U-Test durchgeführt. Bei qualitativen Variablen wurde der Chi-Quadrat-Test eingesetzt. Das Signifikanzniveau wurde konventionell auf 0,05 gesetzt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei den demographischen Variablen, dem Blutvolumen, dem präoperativen Laborwerten, den tumorbezogenen Faktoren und der Operationsdauer liegt kein signifikanter Unterschied zwischen der Kontroll- und der TXS-Gruppe vor.

Es zeigt sich ein signifikanter Unterschied im berechneten Blutverlust (p=0,001) bei einem mittleren Blutverlust der Kontrollgruppe von 3661 ml (SD=1743 ml) und der TXS-Gruppe von 2914 ml (SD=1325 ml). Ebenso signifikant unterschiedlich ist die Anzahl an transfundierten EKs pro Patient (p<0,001). In keiner der beiden Gruppen kam es zu einem signifikanten Unterschied bei den thromboembolischen Komplikationen aufgrund von TXS.

TXS reduziert den Blutverlust und die absoluten Transfusionen bei Tumorresektionen mit kombinierter Prothesenprimärimplantation im Bereich der unteren Extremität signifikant. Bei der angewendeten Dosierung kommt es zu keinen vermehrten Nebenwirkungen.

Die Gabe von TXS sollte daher als Standard gelten.