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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Enchondrom vs. Chondrosarkom G1: Welche Merkmale kennzeichnen Malignität?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sabrina Galsterer - Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Maria Anna Smolle - Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Andreas Leithner - Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Jasminka Igrec - Univ.-Klinik für Radiologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Marko Bergovec - Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Jörg Friesenbichler - Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Jakob Steiner - Klinische Abteilung für allgemeine radiologische Diagnostik, Graz, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB78-408

doi: 10.3205/22dkou625, urn:nbn:de:0183-22dkou6259

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Galsterer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die radiologische Unterscheidung zwischen Enchondromen (EC) und atypischen chondrogenen Tumoren (ACT) ist anhand der Radiologie allein oft schwierig, jedoch wichtig für das weitere Vorgehen - „Watch and Wait“, Biopsie oder entsprechende operative Versorgung. Unser Ziel ist es, sowohl klinische als auch radiologische Merkmale herauszuarbeiten, die auf eine etwaige Malignität der Läsion schließen lassen.

Methodik: Patienten, die die histologisch verifizierte Diagnose „Enchondrom“ oder „atypischer chondrogener Tumor“ bzw. ehemals „Chondrosarkom G1“ der langen Röhrenknochen zwischen 2006 und 2018 erhalten haben, wurden in die retrospektive Studie inkludiert. Es wurden Daten zu den Patienten gesammelt, Demographie, Klinik, Befunde, Bildgebung, Kontrolluntersuchungen und etwaige Rezidive. 103 Röntgenbilder und 25 MRT-Bilder wurden von vier Reviewern, darunter 2 Radiologen und 2 chirurgische Orthopäden, bezüglich vorher festgelegter Merkmale, wie Cortex-Arrosion und peritumorales Ödem, evaluiert, ohne die Histologie oder Klinik zu kennen. Anschließend wurde von ihnen eine Diagnose abgegeben, getrennt nach Röntgen und Magnetresonanztomographie (MRT), wobei ein weiterer orthopädischer Chirurg als fünfter Reviewer eine Verdachtsdiagnose der Läsionen basierend auf Röntgenbildern abgab. Es fand eine Nachbesprechung statt, bei welcher die definitiven Diagnosen nach aktuellen Richtlinien noch einmal geprüft und gegebenenfalls abgeändert wurden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Als signifikante, zwischen EC und ACT unterscheidende radiologische Merkmale, wurden „Cortex-Arrosion“ ja/nein (p=0.001) sowie die Tumorgröße (p=0.0282) identifiziert. Die Intraklassenkorrelation, welche die Übereinstimmung der vier Reviewer aufzeigt, war für die meisten radiologischen Merkmale eher gering, was auf eine hohe Interobserver-Variabilität schließen lässt. Nur die Merkmale „Lokalisation“ (Röntgen und MRT) sowie „Cortex-Arrosion“ (Röntgen) zeigten eine gute bis exzellente Übereinstimmung. Die korrekte Diagnose wurde von den Reviewern anhand von Röntgen und MRT im Schnitt in 65.9% (5 Reviewer) und 66.7% (4 Reviewer) abgegeben, entsprechend einer Sensitivität von 83.1% bzw. 89.3% und einer Spezifität von 29.7% bzw. 28.0%. ECs wurden öfter im Röntgen richtig diagnostiziert als im MRT (73.9% vs. 60.7%), bei den CSs war es umgekehrt (58.1% vs. 74.2%).

Die rein radiologische Unterscheidung zwischen EC und ACT bleibt weiterhin schwierig. Ein großes Problem stellt die hohe Interobserver-Variabilität dar, ebenso die Tatsache, dass es Fälle gibt, die radiologisch eindeutig benigne, aber histologisch maligne erscheinen und umgekehrt. Daraus lässt sich schließen, dass die Radiologie alleine zur Diagnosefindung von EC bzw. ACT möglicherweise nicht geeignet ist. Die Diagnosefindung von kartilaginären Tumoren sollte daher immer interdisziplinär unter Einbezug von Klinik, Radiologie und Histopathologie erfolgen.