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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Wirksamkeit der Spiegeltherapie bei Patienten mit Phantomschmerzen nach Amputationen der unteren Extremität: Eine systematische Literaturübersicht

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Martin Alfuth - Hochschule Niederrhein, Fachbereich Gesundheitswesen, Krefeld, Germany
  • Lorena Scholl - Hochschule Niederrhein, Fachbereich Gesundheitswesen, Krefeld, Germany
  • Annette Schmidt - Hochschule Niederrhein, Fachbereich Gesundheitswesen, Krefeld, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB77-301

doi: 10.3205/22dkou621, urn:nbn:de:0183-22dkou6215

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Alfuth et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bis zu 80% der Patienten nach Amputation sind von Phantomschmerzen betroffen, für deren Entstehung Mechanismen der kortikalen Reorganisation diskutiert werden. Zu den nicht-operativen Behandlungsverfahren dieser neuropathischen Schmerzen im Bereich des fehlenden Körpergliedes zählt die Spiegeltherapie. Dabei soll durch Verwendung eines Spiegels die Illusion einer noch vorhandenen Extremität erzeugt werden, um Prozesse zur Wiederherstellung der ursprünglichen Organisationsstruktur des somatosensorischen und motorischen Kortex anzuregen und damit eine Schmerzreduktion zu erzielen. Ziel dieses systematischen Reviews war, die Wirksamkeit der Spiegeltherapie zur Behandlung von Phantomschmerzen bei erwachsenen Patienten nach unilateralen Amputationen der unteren Extremität qualitativ zu analysieren.

Methodik: Die Datenbanken Medline (PubMed), Physiotherapy Evidence Database (PEDro), Cochrane Library (Central) und OpenGrey wurden systematisch durchsucht. Die Studienauswahl, die Datenextraktion, sowie die Bewertung des Verzerrungspotenzials (Risk of Bias Tool) der inkludierten Studien erfolgte durch zwei Gutachter unabhängig voneinander. Primärer Endpunkt war die Schmerzintensität, sekundäre Endpunkte waren die Schmerzhäufigkeit, die Schmerzdauer, die Einschränkung von Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL's) sowie die Lebensqualität. Die Methodik dieses Reviews folgte den Empfehlungen der „Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Metaanalyses (PRISMA)“ und dem „Cochrane Handbook for Systematic Reviews of Interventions“.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von 234 identifizierten Artikeln wurden insgesamt fünf randomisierte kontrollierte Studien in das Review eingeschlossen. In allen Studien wurde von einer Abnahme der Schmerzintensität durch die Therapie berichtet, jedoch bestanden in nur zwei Studien signifikante Unterschiede zwischen der Spiegeltherapie und der Vergleichsintervention nach vier Wochen (p < 0,001; p < 0,05). Dieser signifikante Unterschied hatte in einer dieser Studien noch drei und sechs Monate nach Ende der Therapie Bestand (p < 0,001). Die Outcomes Schmerzhäufigkeit, Schmerzdauer sowie Einschränkung von ADL's waren in einer Studie nach vier und zehn Wochen Spiegeltherapie geringer als in der Vergleichsgruppe, jedoch ohne statistische Signifikanz (p > 0,05). Nach sechs Monaten bestand hier hinsichtlich Schmerzdauer und ADL's ein signifikanter Unterschied zugunsten der Spiegeltherapie (p < 0,05). Zwei Studien kamen bezüglich des Unterschieds der Lebensqualität zwischen Interventionsgruppe und Vergleichsgruppe zu teils unterschiedlichen Resultaten. Der prozentuale Anteil der Studien mit Verzerrungsrisiko ist in Abbildung 1 dargestellt. Die Spiegeltherapie scheint bei hoher Therapiefrequenz und Therapiedauer eine wirksame Maßnahme zur Verringerung der Phantomschmerzen bei Patienten nach unilateralen Amputationen der unteren Extremität zu sein. Eine Überlegenheit der Spiegeltherapie gegenüber anderen Interventionen kann aus diesem Review jedoch nicht geschlussfolgert werden.