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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Pseudarthrosen in Deutschland – eine DRG-basierte epidemiologische Analyse der Jahre 2007 bis 2019

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Freya Margaretha Reeh - Universitätsklinikum Jena, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Jena, Germany
  • Gunther O. Hofmann - Universitätsklinikum Jena, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Jena, Germany
  • Mark Lenz - Universitätsklinikum Jena, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Jena, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB71-190

doi: 10.3205/22dkou567, urn:nbn:de:0183-22dkou5672

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Reeh et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Pseudarthrosen stellen als Komplikation nach Frakturen ein relevantes sozio-ökonomisches Problem dar. Trotzdem gibt es in Deutschland bis zum jetzigen Zeitpunkt keine epidemiologische Arbeit zu diesem Thema. Ziel dieser Studie war es, im Rahmen der Versorgungsforschung eine nach Alter, Geschlecht und anatomischer Lokalisation differenzierte Analyse der deutschlandweiten Pseudarthrosen und deren operativer Therapie durchzuführen, um zu untersuchen, welchen Stellenwert Pseudarthrosen in Deutschland im stationären Behandlungsspektrum einnehmen.

Methodik: Datengrundlage war die deutschlandweite DRG-Statistik, die jährlich vom Statistischen Bundesamt herausgegeben wird. Auf Grundlage von ICD-Codes wurden die Häufigkeiten von stationär behandelten Pseudarthrosen und Frakturen in sieben verschiedenen anatomischen Lokalisationen mit Differenzierung nach Geschlecht und Altersgruppen berechnet. Außerdem erfolgte eine Untersuchung der OPS-kodierten Pseudarthrose-Operationen mit Angabe der Operationsraten.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Häufigkeit von Pseudarthrosen liegt bei 14,84 Fällen pro 100.000 Einwohner Deutschlands, wobei die Zahlen von 2007 bis 2019 um 2% gesunken sind. Frakturen (740/100.000 Einwohner) sind demgegenüber um 15% gestiegen. Stellt man der gesunkenen Pseudarthrose-Häufigkeit die innerhalb desselben Zeitraums gestiegene Fraktur-Häufigkeit gegenüber, kann ein Abfall des Anteils von Pseudarthrosen um etwa 14% ermittelt werden. Insgesamt entwickeln 2% der Frakturen Pseudarthrosen. Die Hand stellt mit einem Anteil von etwa 11% an Frakturen die Lokalisation mit der höchsten Tendenz zur Pseudarthrose-Ausbildung dar, gefolgt von Pseudarthrosen des Unterschenkels (4%). Während Frauen (62%) insgesamt öfter von Frakturen betroffen sind, entwickeln Männer (58%) anteilig häufiger Pseudarthrosen. Spitzenwerte konnten in der Altersgruppe der unter 50- bis 59-Jährigen registriert werden. Während Männer am meisten in der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre erkranken, steigt die Zahl bei Frauen mit steigendem Lebensalter konstant. Die Operationsrate von Pseudarthrosen beträgt deutschlandweit 11 pro 100.000 Einwohner. Am häufigsten wurde die Kombination aus einer Resektion, Knochentransplantation und Osteosynthese zur operativen Behandlung durchgeführt (2,15/100.000 Eiwnohner). Äquivalent zur Pseudarthrose-Häufigkeit wurde auch ihre operative Therapie zahlenmäßig am häufigsten an der Hand (2,70/100.000 Einwohner) durchgeführt. Die Verwendung von Knochenersatzmaterialien macht lediglich einen Anteil von 2% aus.

Es wurde erstmals eine differenzierte Betrachtung der deutschlandweiten Pseudarthrose-Diagnosen mitsamt der operativen Behandlung vorgenommen. Trotz sinkender Häufigkeit bleiben Pseudarthrosen eine relevante Größe im stationären Behandlungsspektrum. Sie weisen ein geschlechts-, alters- und lokalisationsspezifisches Risikoprofil auf.