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Koronare Scherverletzungen des distalen Humerus. Was können wir nach einer osteosynthetischen Rekonstruktion erwarten?
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Koronare Scherfrakturen des distalen Humerus sind seltene Verletzungsbilder, deren osteosynthetische Versorgung hochanspruchsvoll ist, da die stabile Fixierung mehrerer kleiner Gelenkfragmente technisch häufig an ihre Grenzen stößt. Nicht selten sind sie daher mit einem schlechten funktionellen Outcome assoziiert. Die optimale Verfahrens- sowie operative Zugangswahl sind weiterhin Gegenstand aktueller Forschung.
Methodik: Zwischen 2012 und 2020 konnten insgesamt 31 Patienten mit einer Scherverletzung des distalen Humerus in unserer Klinik operativ versorgt und im Rahmen eines retrospektiven Studiendesigns eingeschlossen werden (Ø-Follow-Up: 61 Monate) Hierbei wurden das objektive sowie subjektive Outcome anhand spezifischer Ellenbogenscores (DASH, OES, MEPS) inkl. Bewegungsausmaße, Stabilität und Griffkraft erhoben. Ferner wurden Rehabilitationszeit, Revisionsquote, -art und -grund erfasst, sowie vorliegendes radiologisches Bildmaterial analysiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Fraktureinteilung erfolgte anhand der Dubberley-Klassifikation. Insgesamt konnten 13 Typ 1 (6x Subtyp A, 7x Subtyp B), 8 Typ 2 (5x Subtyp A, 3x Subtyp B), sowie 10 Typ 3 (2x Subtyp A, 8x Subtyp B) Verletzungen eingeschlossen werden.
Alle Patienten wurden mittels Schrauben-osteosynthetischer Rekonstruktion über einen Trizeps-erhaltenden Zugang versorgt, wobei bei Verletzungsmustern mit dorsaler Trümmerzone (Subtyp B) eine additive dorsale Plattenosteosynthese implantiert wurde.
Zum Zeitpunkt der letztmaligen Vorstellung zeigten sich alle Frakturen knöchern konsolidiert, wobei in einem Fall eine Nekrose des Capitulums radiologisch evident war. Insgesamt betrug der MEPS im Mittel 89,6 (range 50-100), der OES 38,8 (range 18-48) und der DASH 15,1 (range 0-51,7). Der mediane Bewegungsumfang erreichte in Ext/Flex 127° (range 75-155°) und 172° (range 125-180°) in Pro-/Supination.
Die Gesamtkomplikations- und Reoperationsraten lagen bei 32% bzw. 29%. Insgesamt 60% der Komplikationen traten bei Frakturen des Typs 3 auf, wobei sich zudem eine erhöhte Komplikationsrate bei Frakturen des Subtyps B im Vergleich zu Subtyp A-Frakturen zeigte (p=0,129). Patienten mit einer Fraktur vom Typ 3B zeigten insgesamt die signifikant schlechtesten funktionellen Ergebnisse (pOES=0,046), wenngleich diese dennoch als zufriedenstellend zu werten waren (Ø-MEPS=80,0, Ø-OES=34,1, Ø-DASH=19,5).
Als weiterer Risikofaktor konnte ein BMI des Patienten >30kg/m² (pOES=0,043) ermittelt werden, wobei das Alter keinen signifikanten Einfluss auf das funktionelle Ergebnis ausübte (pOES=0,41).
Mithilfe einer exakten präoperativen Klassifizierung sowie eines standardisierten Vorgehens können bei den meisten Patienten mit koronaren Scherverletzungen des distalen Humerus gute Ergebnisse mithilfe einer osteosynthetischen Rekonstruktion erzielt werden. Selbst bei hochkomplexen Frakturen des Typs 3B sind mit einer Rekonstruktion noch zufriedenstellende Ergebnisse erreichbar, wenngleich eine erhöhte Komplikationsrate in der Therapieplanung berücksichtigt werden sollte.