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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Kleine OP, großer Müll

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christian Kühne - Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Zentrum für Alterstraumatologie, Hamburg, Germany
  • Nikolaus Kreitz - Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Zentrum für Alterstraumatologie, Hamburg, Germany
  • Frieder Obbelode - Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Zentrum für Alterstraumatologie, Hamburg, Germany
  • Sönke Landschoof - Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Zentrum für Alterstraumatologie, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB67-743

doi: 10.3205/22dkou528, urn:nbn:de:0183-22dkou5282

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Kühne et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Immer mehr (handchirurgische) Osteosynthesematerialien werden - aufgrund europäischer Vorgaben (Verordnung (EU) 2017/745 über Medizinprodukte) von den Herstellern nur noch in Einmalsteril-Verpackungen angeboten.

Dies führt einerseits zu einer deutlichen Zunahme des Verpackungsmülls - insbesondere des Plastikverpackungsmülls, andererseits aber auch zu einer Zunahme der OP-Zeit, da Schrauben nun oftmals einzeln vom z. B. Sterilgutflur geholt werden müssen.

Vor dem Hintergrund einer dramatischen Zunahme des Plastikmülls in der Umwelt mit weitreichenden Folgen, müssen auch in der (operativen) Medizin Wege zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und Lösungen und Müllvermeidung gefunden werden.

Methodik: Über den Zeitraum eines Jahres 01/2021 bis 01/2022 wurde bei allen handchirurgischen Operationen, bei denen Osteosynthesen zur Versorgung zum Einsatz kamen, der anfallende Verpackungsmüll dokumentiert und gewogen. Ebenso wurde die jeweilige Zeit, die benötigt wurde, um die einzelnen Schrauben zu holen und auszupacken bei jeder 10. OP gemessen.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 59 Frakturen im Bereich der Mittelhand und der Phalangen osteosynthetisch versorgt. 22 Versorgungen erfolgten lediglich mittels KD-Osteosynthese, 37-mal wurde eine Platten/Schraubenosteosynthese durchgeführt.

Durchschnittlich wurden 6.8 Schrauben/OP und insgesamt 37 Osteosyntheseplatten verbraucht.

Dabei fielen durchschnittlich pro OP insgesamt 108g Verpackungsmüll an, 51g davon reiner Plastikmüll.

Die durchschnittliche Zeit, die zur Bereitstellung der Schrauben pro OP benötigt wurde, lag bei 6,8 Minuten.

Insgesamt betrug der Verpackungsmüll für 37 osteosynthetisch versorgte Frakturen im Finger und Mittelhandbereich 3811g, der Anteil an Plastikmüll betrug 1887g.

Schlussfolgerung: Wenngleich der in dieser Untersuchung angefallene Anteil an Verpackungsmüll gering erscheint, so lässt sich ahnen, welche Mengen täglich an deutschen Krankenhäusern produziert werden und die Umwelt belasten. Hier erscheint es dringend notwendig Maßnahmen zu fordern, um eine maximale Reduzierung des Verpackungsmülls zu erreichen. Möglich wären 1) Verringerungen der Packungsgrößen auf ein Minimum, 2) definierte Recycling- und Rücknahmesysteme durch die Hersteller, 3) eine Abgabe-Steuer (ähnlich der CO2-Steuer) und 4) Entwicklung/Verwendung (neuer) wiederverwendbarer Verpackungsmaterialien.