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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Risikofaktoren für die Entstehung einer Frühinfektion nach Implantation primärer Hüfttotalendoprothesen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Julia Dietz - Universitätsklinikum Halle, Department für Orthop., Unfall- u. Wiederherstellungschir., Halle, Germany
  • Anne Zeidler - Klinikum Obergöltzsch Rodewisch, Medizinische Klinik, Rodewisch, Germany
  • Andreas Wienke - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Epidemiologie, Halle (Saale), Germany
  • Karl-Stefan Delank - Universitätsklinikum Halle, Department für Orthop., Unfall- u. Wiederherstellungschir., Halle, Germany
  • Alexander Zeh - Universitätsklinikum Halle, Department für Orthop., Unfall- u. Wiederherstellungschir., Halle, Germany
  • David Wohlrab - Universitätsklinikum Halle, Department für Orthop., Unfall- u. Wiederherstellungschir., Halle, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB66-287

doi: 10.3205/22dkou525, urn:nbn:de:0183-22dkou5252

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Dietz et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Jedes Jahr werden in Deutschland ca. 250 primäre Hüfttotalendoprothesen pro 100.000 Einwohner implantiert. Die Rate der periprothetischen Infektion wird derzeit in der Literatur mit 0,36 - 2,23 % angegeben. Da die Endoprotheseninfektionen trotz jahrelangen Erfahrungen und modernen Konzepten eine anhaltend schwerwiegende Komplikation darstellt, ist es notwendig, Ursachen und Einflussfaktoren zu bestimmen, um das Risiko für das Auftreten einer periprothetischen Infektion zu minimieren.

Methodik: Ziel dieser retrospektiven Fall-Kontroll-Studie war die Ermittlung von präoperativen Risikofaktoren für das Auftreten eines periprothetischen Frühinfektes nach primärer totalendoprothetischer Versorgung des Hüftgelenkes. Hierzu wurde untersucht, ob Patientenalter, Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI), CRP-Wert, präoperative Leukozytenzahl und Morbiditätsgrad der Patienten (gemessen am ASA-Score) und die Abhängigkeit der Parameter zueinander das Risiko für einen späteren Frühinfekt nach Hüftendoprothesenimplantation beeinflussen. Außerdem sollten bisherige Literaturergebnisse auf eine Übertragbarkeit auf unser Patientenkollektiv überprüft werden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 1383 Patienten nachuntersucht werden, die eine primäre Hüfttotalendoprothese erhielten. Von diesen 1383 Patienten wurde bei 25 Patienten einen Frühinfekt mit einer Symptomdauer <4 Wochen diagnostiziert (Infektgruppe). Bei den übrigen 1358 Patienten konnte keine Frühinfektion nachgewiesen werden (Kontrollgruppe).

Zusammenfassend ergab sich in dieser Studie kein Zusammenhang zwischen dem Patientenalter und -geschlecht und dem Auftreten einer periprothetischen Frühinfektion am Hüftgelenk. Es konnte gezeigt werden, dass ein erhöhter BMI mit einer erhöhten Infektionswahrscheinlichkeit einhergeht. Mit Steigerung des BMI um 1 kg/m² stieg das Risiko eines periprothetischen Frühinfektes um 12,1% (p < 0.001). Zudem wurde ein BMI > 29 kg/m² als signifikanter Cut-off für die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer periprothetischen Hüftgelenkinfektion ermittelt. Auf dieses erhöhte Risiko sollte im Rahmen der Operationsaufklärung hingewiesen und eine Risikoabschätzung durchgeführt werden.

Der präoperative CRP-Wert zeigte in der vorliegenden Studie keinen signifikanten Zusammenhang mit dem Auftreten eines periprothetischen Infektes. Es schien aber mit den Ergebnissen anderer Autoren eine Übereinstimmung zu geben, dass ein CRP > 5 mg/l ein Risikofaktor für eine periprothetische Hüftgelenkinfektion darstellt. Die Bestimmung des präoperativen CRP-Wertes sollte weiterhin als Standard gelten.

Hinsichtlich der präoperativen Leukozytenzahl und der ASA-Klassifikation ergab sich kein Einfluss auf die Entwicklung eines periprothetischen Frühinfektes.

Es ist davon auszugehen, dass die Wahrscheinlichkeit, einen periprothetischen Frühinfekt des Hüftgelenkes zu erleiden, nicht ausschließlich von präoperativen Risikofaktoren abhängt. Es sind weitere Untersuchungen, sowohl der intra- als auch postoperativen Risikofaktoren, abzuwarten.