gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Präoperatives Anämiescreening bei elektiven orthopädischen Operationen mittels nicht-invasiver Hämoglobin-Messung via Fingerclip

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Matthias Schnetz - BG Unfallklinik Frankfurt am Main gGmbH, Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt, Germany
  • Line Hofmann - BG Unfallklinik Frankfurt am Main gGmbH, Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt, Germany
  • Alexander Klug - BG Unfallklinik Frankfurt am Main gGmbH, Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt, Germany
  • Reinhard Hoffmann - BG Unfallklinik Frankfurt am Main gGmbH, Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt, Germany
  • Yves Gramlich - BG Unfallklinik Frankfurt am Main gGmbH, Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB66-496

doi: 10.3205/22dkou521, urn:nbn:de:0183-22dkou5215

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Schnetz et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Die Wahrscheinlichkeit der Transfusion von Blutprodukten kann über eine präoperative Optimierung des Hämoglobins (Hb) reduziert werden (Patient Blood Management, PBM). Eine schnell durchführbare, nicht-invasive Messung des Hämoglobins bei planbaren Operationen könnte im Rahmen des PBM zur Reduktion des perioperativen Komplikationsrisikos nützlich sein und ggf. invasive Hb-Messungen ersetzen.

Methodik: Zwischen 2021 und 2022 wurde bei 668 Patienten mittels Masimo Rad-67 (Masimo Corporation, Irvine, CA, USA) eine nicht-invasive Hb-Messung durchgeführt und prospektiv die Abweichung zum Goldstandard, der invasiven laborchemischen Messung vom selben Tag bestimmt. Die Anämie ist definiert nach WHO (Männer < 13 g/dl, Frauen < 12 g/dl). Es wurde die „nicht Unterlegenheit“ des Gerätes untersucht. Die Sensitivität und Spezifität zur Detektion einer Anämie wurde bestimmt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 668 Patienten im Durchschnittsalter von 49,8 Jahren in die Studie eingeschlossen (Männer n=391/59%, Frauen n=276/41%). In <1% der Fälle (n=10) war die nicht-invasive Hb-Messung nicht möglich (techn. Fehler). Indikationen waren:n=305 (46%) Unfallchirurgie & Endoprothetik, n=97 (15%) Fußchirurgie, n=123 (18%) Handchirurgie, n=72 (11%) Sportorthopädie und n=68 (10%) Wirbelsäulenchirurgie.Der mittlere gemessene nicht-invasive Hb-Wert betrug 14,4 g/dl (10,3 - 18,8 g/dl), der mittlere gemessene laborchemische Hb-Wert 14,1 g/dl (7,7 - 17,9 g/dl). 90% der Messwerte zeigten eine Abweichung kleiner 2 g/dl und 60% (n=401) weniger als 1 g/dl. Der Mittelwert der Differenzen (Bias) nach Bland-Altmann war für Frauen mit -0,55 (SD 1,41, 95%CI -3,3 - 2,2) deutlich höher als für Männer mit -0,11 (SD 1,41, 95%CI -2,9 - 2,66). In 9% (n=56) lag in der laborchemischen Hb-Messung eine Anämie nach Kriterien der WHO vor. Bei der Anämiedetektion durch das Gerät resultierten die Grenzwerte der WHO in einer Detektionsrate von nur 40% (n=23/56) mit einer Sensitivität von 41% und einer Spezifität von 91%. Mittels ROC-Analyse lässt sich ein optimaler Grenzwert von 14 g/dl (AUC 0,84; 95%CI 0,80 - 0,89) für das Kollektiv berechnen, wobei dann eine Sensitivität von 83% (n=46/56) mit einem positiv-prädiktiven Wert von 19% und eine Spezifität von 68% erreicht wird. Der positiv-prädiktive Wert beträgt dann 19%, der negativ-prädiktive Wert 98%.

In nur 60% der Fälle wird eine Abweichung von der nicht-invasiven zur konventionellen Blutentnahme von kleiner gleich 1g/dl eingehalten. Trotzdem stellt die nicht invasive Messung ein nützliches Werkzeug zur präoperativen Patientenselektion dar. Die Grenzwerte der WHO sind dabei jedoch nicht bei der Verwendung des Masimo Rad-67 als Screeningverfahren geeignet. Die Verwendung eines adaptierten Grenzwertes von 14 g/dl zeigt sich eine Sensitivität von 84% bei einer Spezifität von 68%, womit das Gerät zum Screening geeignet ist und gleichsam in unserem Kollektiv elektiver orthopädischer Operationen bei 63% (n=418) eine Blutentnahme zur Hb-Bestimmung vermieden werden könnte.