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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Leben orthopädisch/traumatologische Patient*innen in einer VUCA-Welt?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Patrick Reinbacher - Medizinische Universität Graz, Univ. Klinik f. Orthopädie und Traumatologie, Graz, Austria
  • Michaela Überwimmer - Medizinische Universität Graz, Univ. Klinik f. Orthopädie und Traumatologie, Graz, Austria
  • Sabrina Mörkl - Medizinische Universität Graz, Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Graz, Austria
  • Susanne Scheipl - Medizinische Universität Graz, Univ. Klinik f. Orthopädie und Traumatologie, Graz, Austria
  • Andreas Leithner - Medizinische Universität Graz, Univ. Klinik f. Orthopädie und Traumatologie, Graz, Austria
  • Stefan Fischerauer - Medizinische Universität Graz, Univ. Klinik f. Orthopädie und Traumatologie, Graz, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB66-796

doi: 10.3205/22dkou519, urn:nbn:de:0183-22dkou5195

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Reinbacher et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Wenn Patient*innen dazu bewegt werden Ambulanzen oder Ordinationen aufzusuchen, so erfolgt dies meist nicht als Reaktion auf Symptome, sondern aufgrund von begleitenden emotionalen Empfindungen. Der Beweggrund kann dabei unterschiedlich sein. Oft herrschen Unsicherheiten über Symptome, Diagnose, Therapieoptionen, Heilungsverlauf oder zukünftige Beeinträchtigungen. Zudem spielen die Diversität des Patient*innenklientel aus unterschiedlichen ethnischen Gruppen und deren teils hyperflüchtiges, unsicheres, komplexes und mehrdeutiges Umfeld eine wesentliche Rolle. So gesehen braucht jede Behandlung einen ganz individuellen Ansatz und steht damit diametral zum standardisierten schulmedizinischem Vorgehen.

VUCA ist ein Akronym und beschreibt einen Zustand mit vielen Möglichkeiten, Einflüssen und ungewisser Entwicklung - praktisch ein Zustand, der bei vielen PatientInnen vorliegt. VUCA steht für Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity und liefert zugleich Ansätze zur gezielten Adressierung der einzelnen Faktoren.

Die daraus spezifische Fragestellung und Hypothese lautete, ob orthopädisch-traumatologische Patient*innen in einer VUCA-Welt leben.

Methodik: Es wurde eine Querschnittserhebung über Erwartungshaltungen von Patient*innen, welche sich erstmals in den orthopädischen Spezialambulanzen (n=100) und traumatologischen Erstaufnahme (n=100) vorstellten, unter Verwendung diverser standardisierten, evidenten Fragebögen durchgeführt. Es wurde nicht im Kranheitsbild unterschieden. Es wurden psychosoziale Aspekte erhoben und unter vorheriger Hypothesengenerierung mittels des VUCA-Schemas untersucht, welche Strukturen in die Erwartungshaltung einfließen und ob es in verschiedenen Kollektive Unterschiede gibt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 200 Patient*inn wurden eingschlossen. 113 Frauen (56,5%), 86 Männer (43%) und ein Diverser (0,5%).

Das Durchschnittsalter betrug 43 Jahre (18-82). Ein multivariables, lineares Regressionsmodell zur Zufriedenheit und Erfüllung für die orthopädische und traumatologische Ambulanz wurde erstellt.

Der entscheidende Faktor, der am stärksten korreliert und auch signifikant ist, ist, dass Patient*innen in der traumatologischen Ambulanz Verständnis (p=0.007) und Klarheit (p=0.002) benötigen, Patient*innen in der orthopädischen Ambulanz lediglich Klarheit (p<0.001).

Außerdem besteht ein R-Quadrat von 0,682 in den orthopädischen Ambulanzen. Dies bedeutet, dass 68% der Zufriedenheit in der orthopädischen Ambulanz durch dieses Modell geklärt werden können. In der Traumatologie-Ambulanz sind es sogar 74%.

Das Hauptergebnis liegt darin, dass Patient*innen an eine Vorstellung über Klarheit, Verständnis und Anpassungsfähigkeit gebunden waren.

Mit diesem Modell können wir die Ambiguitätstoleranz senken, einen kognitiven Abschluss herstellen und den Patient*innen den Rahmen geben, den sie für eine optimale Behandlung brauchen.