gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Genderspezifische Unterschiede im Outcome nach Polytrauma mit führendem Schädel-Hirn-Trauma – eine Matched-Pair-Analyse aus dem TraumaRegister DGU®

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Olivia Mair - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar München, Technische Universität München, München, Germany
  • Frederik Greve - Technische Universität München, Fakultät für Medizin, Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Rolf Lefering - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany
  • Peter Biberthaler - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar München, Technische Universität München, München, Germany
  • Marc Hanschen - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar München, Technische Universität München, München, Germany
  • DGU TraumaRegister - AUC, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB61-232

doi: 10.3205/22dkou474, urn:nbn:de:0183-22dkou4741

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Mair et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Das Schädel-Hirn-Trauma (SHT) stellt weltweit ein massives Gesundheitsproblem dar. Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Sterblichkeit und dem Outcome nach SHT und deren pathophysiologische Hintergründe werden kontrovers diskutiert. Ziel ist es anhand dieser Matched-Pair Analyse mit Daten aus dem TraumaRegister DGU® diese geschlechterspezifischen Unterschiede genauer zu analysieren.

Methodik: Diese retrospektive, multizentrische Matched-Pair-Analyse wurde mit Daten des TraumaRegister DGU® der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie zwischen 2009 und 2020 aus der DACH Region durchgeführt. Eingeschlossen wurden alle Patienten nach schwerem Trauma mit der Hauptverletzung des SHT (AIS >2), die älter als 18 Jahre waren. Ausgeschlossen wurden schwangere Patientinnen und Patienten mit unvollständigen Datensätzen. Auf diese Weise wurden 42.034 Fälle identifiziert und mit 13 verschiedenen Matching-Kriterien gematchet. So konnten 11.738 Paare aus einem weiblichen und einem männlichen Patienten gefunden werden, die in allen Kriterien exakt übereinstimmen.

TR-DGU-Projekt-ID: 2021-022

Die Bereitstellung der Daten erfolgte durch das TraumaRegister DGU®.

Auswertung und Interpretation liegen in der Verantwortung des Autors und haben den abschließenden Reviewprozess des TraumaRegister DGU® noch nicht durchlaufen.

Ergebnisse: Durchschnittlichen waren weibliche Patienten bei Trauma 67,45 ± 19,60 Jahre und männliche Patienten 66,73 ± 19,10 Jahre alt. Der mittlere ISS betrug 21,31 ± 8,11 bei Frauen und 21,56 ± 8,16 bei Männern. Frauen starben innerhalb der ersten Woche nach Trauma signifikant häufiger als Männer. Insgesamt war die Sterblichkeit bei Männern jedoch insgesamt deutlich höher (30,8% gegenüber 29,2%, p<0,002). Bei Frauen war die Wahrscheinlichkeit eines Multiorganversagens (MOF) (27,5% vs. 33,0%) oder einer Sepsis (4,5% vs. 7,1%) geringer als bei Männern. Beim Vergleich von jüngeren (<46 Jahre) und älteren (>45 Jahre) Patienten war die Gesamtmortalität in der jüngeren Altersgruppe bei Männern niedriger (13,1% Männer vs. 13,4% Frauen), in der älteren Gruppe war die Mortalität bei Frauen jedoch niedriger (33,8% Männer vs. 31,8% Frauen).

Schlussfolgerung: Geschlechterspezifische Unterschiede bei schwer verletzten Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma sind nachweislich vorhanden. Um gegebenenfalls eine notwendige geschlechtsspezifische Therapie zu ermöglichen, müssen die pathophysiologischen Hintergründe noch tiefergehender untersucht werden.