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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Polytraumaversorgung in der Luftrettung in Zeiten der COVID-19-Pandemie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Veronika Weichert - Unfallchirurgie, BG Klinikum Duisburg, Universitätsmedizin Essen, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Germany
  • Christina Rosga - Unfallchirurgie, BG Klinikum Duisburg, Universitätsmedizin Essen, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Germany
  • André Nohl - Unfallchirurgie, BG Klinikum Duisburg, Universitätsmedizin Essen, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Germany
  • Sascha Zeiger - Zentrum für Notfallmedizin, BG Klinikum Duisburg, Feuerwehr Duisburg, Duisburg, Germany
  • Tobias Ohmann - Forschung, BG Klinikum Duisburg, Duisburg, Germany
  • Eva Steinhausen - Unfallchirurgie, BG Klinikum Duisburg, Universitätsmedizin Essen, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Germany
  • Marcel Dudda - Unfallchirurgie, BG Klinikum Duisburg, Universitätsmedizin Essen, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB60-241

doi: 10.3205/22dkou473, urn:nbn:de:0183-22dkou4733

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Weichert et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Versorgung schwerverletzter Patienten ist zentraler Bestandteil der Luftrettung. Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie nahm Einfluss auf das innerklinische Geschehen mit Reduktion von Elektiveingriffen und einem geringeren Patientenaufkommen z.B. in unfallchirurgischen Notaufnahmen. Die Auswirkungen beeinflussten auch den Einsatzalltag in der primären Luftrettung. Deshalb ist dieser Zusammenhang an einem zentralen Luftrettungszentrum mit traumatologischen Versorgungsschwerpunkt von großem Interesse.

Ziel der Studie ist es, aus den vorliegenden Daten Rückschlüsse auf Veränderung des Einsatzaufkommens, der Einsatzindikationen und Veränderung der Traumagenese bei eingeschränkten Mobilitätsmöglichkeiten im Lockdown zu ziehen.

Methodik: Die Auswahl der für die Studie ausgewerteten Daten erfolgt retrospektiv im Betrachtungszeitraum 2018-2020 anhand von 2967 Einsatzprotokollen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Rahmen der COVID-19-Pandemie kam es zu einer deutlichen Reduktion der Einsatzzahlen um 20% (860/2020 vs. 1046/2019 und 1061/2018). Diese ergab sich vor allem durch Abnahme der Alarmierung zu internistischen Einsätzen z.B. Herz-Kreislauf 242 (2018/19) auf 167 (2020) bei ähnlicher Verteilung der Erkrankungsschwere (NACA 1-3 49% vs. 53%, NACA 4-6 48% vs. 43%) in beiden Gruppen.

Der Anteil der traumabedingten Einsätze blieb nahezu gleich (416 in 2018/2019 vs. 406 in 2020). Auch die Traumagenese war mit dem Hauptanteil in Verkehrsunfällen begründet (125 vs. 128). Des Weiteren zeigte sich 2020 ein Anstieg von Radunfällen (30/2019 auf 45/2020) und eine Reduktion von Arbeitsunfällen 80 (2018/19) auf 51 (2020) aufgrund der Lockdownphasen und größtenteils bestehenden Homeofficepflicht. Eine Subanalyse der Wegeunfälle zeigt ebenfalls einen deutlichen Rückgang von 12(2018/19) auf 4(2020) bei gleicher Anzahl an Verkehrsunfällen in beiden Zeiträumen. Die Zahl der Freizeitunfälle stieg an, v.a. Radunfälle um 1/3 (30 in 2018/19 auf 45 in 2020). Dafür nahmen Reitunfälle deutlich ab (24 in 2018/19, 14 in 2020). Die Betrachtung der Suizidbedingten Einsätze zeigte keine Unterschiede. Insgesamt war die Verletzungsschwere der Traumapatienten vergleichbar. Bei der Zugrundelegung des NACA Scores entfielen auf NACA 4-6 2018/19 36%, im Jahre 2020 35%.

Neben den bereits bekannten Auswirkungen der Pandemie auf die Patientenzahlen in Notaufnahmen und Krankenhäusern, konnte in dieser Studie auch ein Effekt auf die primäre Luftrettung gezeigt werden. Es bestand eine 20%ige Einsatzzahlreduktion v.a. im Bereich internistischer Krankheitsbilder bei nahezu konstanten Anzahl traumabedingter Notfälle im Jahresvergleich.

Die Traumagenese zeigte Änderungen in Richtung freizeitbedingter Unfälle mit Reduktion von Arbeits- und insbesondere Wegeunfällen durch eingeschränkte Mobilität und Homeofficepflicht und einen Anstieg von Radunfällen.

Die Verletzungsschwere zeigte keine wesentlichen Unterschiede in den jeweiligen Zeiträumen. Somit ergab sich für die Zielkliniken ein gleichbleibendes Aufkommen schwerverletzter Patienten auch in der COVID-19-Pandemie.