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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Veränderung der Verletzungsmuster nach Verkehrsunfällen: Eine 15-Jahres-Analyse des TraumaRegister DGU®

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Daniel Koch - BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt am Main, Germany
  • Paul Hagebusch - BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt am Main, Germany
  • Philipp Faul - BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt am Main, Germany
  • Rolf Lefering - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany
  • Reinhard Hoffmann - BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt am Main, Germany
  • Uwe Schweigkofler - BG Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Frankfurt am Main, Germany
  • DGU TraumaRegister - Sektion NIS der DGU, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB60-970

doi: 10.3205/22dkou471, urn:nbn:de:0183-22dkou4716

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Koch et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Seit dem Jahr 2000 hat sich in Deutschland die Anzahl von Verstorbenen im Straßenverkehr kontinuierlich bis 2020 von 7503 auf 2724 reduziert, hierzu hat unter anderem die Weiterentwicklung von Sicherheitssystemen und eine Versorgungsoptimierung beigetragen. Autoinsassen (AI) und motorisierte Zweiradfahrer (M2R) machten nach Angaben desStatistischen Bundesamtes 2020 63% aller Todesopfer bei Verkehrsunfällen in Deutschland aus.

Ziel dieser retrospektiven Analyse des TraumaRegister (TR) DGU® war eine genaue Untersuchung der Verletzungsmuster, -schwere und des Outcomes der Unfallopfer der letzten 15 Jahre.

Methodik: Die Studie wurde als retrospektive multizentrische Querschnittsstudie konzipiert und analysiert die an das TR-DGU® übermittelten Daten von verunfallten AI und M2R von 2006 bis 2020. Einschlusskriterien waren die Erstaufnahme in ein Traumazentrum der Stufe I, II oder III mit dauerhafter Teilnahme (14 von 15 Jahren) am TR-DGU® in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, einem Injury Severity Score (ISS) > 15 und die Altersgruppe von 16 bis 79 Jahre.

Es wurden 11917 AI und 7208 M2R in jeweils drei Subgruppen (2006-2010, 2011-2015 und 2016-2020) eingeteilt und hinsichtlich Alter, Geschlecht, ISS, Letalität und Nutzung des Ganzkörper-CT verglichen. Zudem wurden Verletzungen mit einer Schwere Abbreviated Injury Scale (AIS) 3+ am Kopf, Thorax, Abdomen und Extremitäten deskriptiv dargestellt.

Die Bereitstellung der Daten erfolgte durch das TraumaRegister DGU®. Auswertung und Interpretation liegen in der Verantwortung des Autors und haben den abschließenden Reviewprozess des TraumaRegister DGU® noch nicht durchlaufen.TR-DGU-Projekt-ID: 2021-014.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das Durchschnittsalter stieg um 6,9 Jahre von 36,9 (2006) auf 43,8 Jahre (2020). Bei der M2R Kohorte waren 90,1% männlich, bei den AI 65,8%.

Der ISS fiel über 15 Jahre um 3 Punkte (30,7 vs. 27,6), zudem sank die Letalität bei den AI von 14,4% auf 11,8% und bei den M2R von 13,2% auf 10,2%.

Hinsichtlich der Verletzungen mit AIS 3+ am Kopf zeigten sich sowohl bei den AI als auch bei den M2R der größte Inzidenzabfall - AI um 10,5% (50,8% vs. 40,3%) und M2R um 7,1% (41,8% vs. 34,7%). Weiterhin konnten Inzidenzabfälle bei Abdomen- Verletzungen (AI: 24% vs. 23,1%; M2R: 24,3% vs. 20,4%) und Extremitäten-Verletzungen (AI: 47,1% vs. 42,8%; M2R: 48,2% vs. 47%) beobachtet werden. Thorax-Verletzungen hingegen stiegen bei den AI um 2,3% (69,6% vs. 71,8%;) und bei den M2R um 3,2% (68,8% vs. 72%).

Die Anwendung des Ganzkörper-CTs stieg von 76,6% (2006-10) auf 95,15% (2016-20) an.

Entsprechend dem demographischen Wandel wird der schwerstverletzte Verkehrsteilnehmer immer älter. Das Verletzungsmuster hat sich bei AI und M2R geringgradig verändert. Sowohl der ISS und insbesondere die Verletzungsschwere im Bereich des Schädels haben über die Jahre abgenommen und scheinen so zu einer sinkenden Letalität beizutragen. Der Anstieg thorakaler Verletzungen bedarf weiterer Kausalanalysen.