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Die Relevanz des Patientenalters im Zusammenhang mit Polytrauma, eine Subgruppenanalyse mit Bezug auf die letale Trias
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Der demographische Wandel führt nachweislich zu einer Zunahme älterer Patienten mit Polytraumata. Es ist daher von größter Bedeutung, patientenspezifische Faktoren, wie das Alter, zu untersuchen, um sie für Prognose und Versorgung zu nutzen. Hypothermie, Azidose und Koagulopathie, welche als letale Trias bezeichnet werden, beeinflussen bekanntlich die posttraumatische Mortalität. Ziel dieser nicht-interventionellen prospektiven klinischen Studie war es, die Relevanz des Alters in Bezug auf die Systemreaktionen bei traumatischen Verletzungen zu untersuchen, mit Schwerpunkt auf der letalen Trias.
Methodik: 50 polytraumatisierte Patienten mit einem ISS>=16 wurden in diese Studie aufgenommen. Jedem Patienten wurde zu bestimmten Zeitpunkten [0; 6; 12; 24; 48; 72; 120; 168; 240 (h)] periphere Blutproben entnommen. Die Proben wurden mittels Rotationsthromboelastometrie (ROTEM®) analysiert, um die Koagulopathie zu beurteilen. Klinische Parameter, wie der pH-Wert und die Temperatur bei Aufnahme, wurden erhoben, um die letale Trias weiter zu untersuchen. Die Dauer des Aufenthalts auf Intensivstation wurde als Maß für das Outcome bewertet. Um die Auswirkungen des Alters zu untersuchen Patientenkollektiv in zwei Subgruppen unterteilt [< 55 a (n=29);>=55 a (n=21)].
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Hypothermie bei Aufnahme zwischen jungen und alten Polytraumapatienten festgestellt. Die Untersuchung der pH-Werte zeigte signifikant mehr azidotische Werte bei den jüngeren Patienten als bei den älteren Patienten [pH<=7,32: < 55 a (77,7%);>=55 a (47,37%)]. Die Koagulopathie wurde anhand der Gerinnselbildungszeit (CFT)mittels ROTEM-Messung analysiert. Diese zeigte eine posttraumatische Abnahme der CFT im extrinsischen Pfad (p<0,001) reziprok zur maximalen Gerinnselfestigkeit (MCF). Die Subgruppenanalyse zeigte einen signifikanten Unterschied der CFT-Werte, wenn sie nach Alter [</>=55 a] unterteilt wurden (p<0,02). Posttraumatisch wiesen jüngere Patienten erhöhte CFT-Werte auf, die sich jedoch schneller normalisierten. Beim Vergleich der Intensivbehandlungsdauer unterschieden sich die Subgruppen nicht signifikant. Dennoch konnte bei Patienten < 55 a eine Tendenz zu extremeren Werten festgestellt werden. Es wurden entweder sehr kurze (0-4 d) oder sehr lange (>30 d) Aufenthalte dokumentiert.
Insgesamt konnten Unterschiede zwischen den Systemreaktionen auf ein Trauma in Abhängigkeit vom Alter beschrieben werden, die anhand von Parametern der letalen Trias bewertet wurden. Trotz altersspezifischer Phänotypen der letalen Trias als Reaktion auf ein Trauma, konnten wir keine Unterschiede in der Intensivbehandlungsdauer zwischen den Gruppen nachweisen. Laufende Studien unserer Gruppe konzentrieren sich auf die Korrelation des Outcomes in Abhängigkeit von der experimentell erhobenen patientenspezifischen Reaktion auf ein Trauma. Da aktuelle Studien vermehrt aus der Auswertung der Traumaregisterdaten resultieren, sehen wir hier Chancen auf neue Erkenntnisse.