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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Die Substitution von Faktor XIII kann helfen die notwendige Menge an Blutprodukten im Falle polytraumatisierter Patienten zu reduzieren – eine retrospektive Kohortenanalyse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jan-Dierk Clausen - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Philipp Mommsen - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Macke Christian - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Mohamed Omar - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Stephan Sehmisch - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Michaela Wilhelmi - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB59-1373

doi: 10.3205/22dkou462, urn:nbn:de:0183-22dkou4624

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Clausen et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Behandlung polytraumatisierter Patienten stellt eine der größten Herausforderungen in der Unfallchirurgie dar und ist nur im interdisziplinären Team zu lösen. Die Notwendigkeit geeigneterer und aktueller Behandlungsalgorithmen ist hierfür essentiell und begründet sich nicht nur durch die Tatsache das Traumata in der Gruppe der unter 45-jährigen Patienten in der Mortalitätsstatistik noch vor kardiovaskulären und Tumorerkrankungen liegt. Es ist bekannt, dass insbesondere im Rahmen der stationären Behandlung Blutungskomplikationen und deren Folgen einen der Faktoren für das Versterben der Pateinten darstellen. Aus diesem Grund haben sich die Algorithmen zur Behandlung der akuten Blutung über die Jahre deutlich verändert. Der aktuelle Behandlungsansatz beruht vor allem auf der Substitution von einzelnen Gerinnungsfaktoren und dem kalkulierten Einsatz von Blutprodukten. Die vorgelegte Studie untersucht den Einfluss der zusätzlichen Substitution von Faktor XIII auf die Dynamik von Blutungskomplikationen im Falle polytraumatisierter Patienten an einem Level I Trauma Zentrum in Deutschland.

Methodik: Retrospektive Fallserie. Die Datenerhebung erfolgte zwischen 01/2015 und 12/2020. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 23 Patienten mit einem ISS >16 und einem Alter zwischen 18 und 80 Jahren identifiziert, die aufgrund einer akuten Blutung Faktor XIII in den ersten 24 Stunden erhielten. Es erfolgte eine matched-pair Analyse und 23 Vergleichspatienten wurden identifiziert. Statistische Auswertung erfolgte mit SPSS. Im Falle normalverteilter Werte wurde der one-way Anova mit Turkey Post-hoc Analyse verwendet. Bei nicht-normal verteilten Werten der Kruskall-Wallis Test mit Dunn's Multiple Comparison Post-Hoc Test.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es zeigte sich kein Unterschied der Gruppen bezüglich der demographischen Daten und der OP-Zeit (im Mittel 691min vs. 677min). Die Gruppe der mit Faktor XIII behandelten Patienten brauchte innerhalb der ersten 24 Stunden im Mittel signifikant mehr Erythrozyten Konzentrate (11EKs vs. 4,6EKs; p-Wert 0,0015) und Fibrinogen (2434 mg vs. 1037mg; p-Wert 0,047). Die Gerinnungsparameter abgesehen von Fibrinogen welches in der Gruppe der substituierten Patienten niedriger war unterschieden sich zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht signifikant. Nach Substitution von Faktor XIII in der Gruppe der Patienten mit Blutungskomplikation lag nach 24 Stunden kein signifikanter Unterschied mehr bezogen auf die Transfusion von Erythrozyten Konzentraten vor (10 EKs vs. 8 EKs; p-Wert 0,21). Auch Die Substitution von FFPs, TKs und PPSB unterscheid sich weder im Rahmen der ersten 24 Stunden noch im Verlauf. Die Mortalität war in beiden Gruppen vergleichbar (2 in der FXIII Gruppe vs. 3 Patienten in der Kontrollgruppe). Die Aussagekraft dieser retrospektiven Fallserie lässt keine Verallgemeinerung der Ergebnisse zu. Es zeichnet sich jedoch ab, dass die additive Substitution von FXIII potenziell in der Lage sein könnte, kritische Blutungen bei polytraumatisierten Patienten zu kontrollieren.