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Diagnostik abdomineller Begleitverletzungen bei Rippenfrakturen. Ergebnisse einer Befragung unter Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU)
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Stumpfe Thoraxtraumata mit isolierter(n) Rippenfraktur(en), welche primär nicht im Schockraum vorgestellt werden, sind in Zentralen Notaufnahmen häufig. Es stellt sich regelmäßig die Frage nach einem sicheren und zugleich effizienten diagnostischen Algorithmus, um potenzielle abdominelle Begleitverletzungen (ASOI abdominal solid organ injury) auszuschließen. In der Literatur findet sich die Empfehlung, bei Frakturen kaudal der 9./10. Rippe an eine abdominelle Begleitverletzung zu denken. Ziel der vorliegenden Erhebung war es, die Versorgungsrealität abdomineller Diagnostik bei isoliertem stumpfen Thoraxtrauma mit Rippenfraktur(en) in unfallchirurgischen Kliniken darzustellen und zu analysieren.
Methodik: Über einen E-Mail-Verteiler wurden die aktiven Mitglieder der DGU für eine Online-Befragung über SoSci Survey zwischen dem 28.07. - 29.08.2021 kontaktiert. In 20 Fragen wurden u.a. Angaben zur Versorgungsrealität an den Kliniken der Befragten und der durchgeführten Diagnostik erhoben.
Ergebnisse: Die meisten Teilnehmenden (n=139; 96%) kamen aus der Unfallchirurgie/Orthopädie und waren an einem Traumazentrum (TZ) tätig (85%; überregionales TZ 37%, 29% regionales TZ, 19% lokales TZ). 60% aller Antwortenden hatten standard operating procedures (SOP's) zur Behandlung von Patienten mit Thoraxtrauma, die zu 75% auch konsequent umgesetzt werden. Hinsichtlich der Indikation zur weiterführenden abdominellen Diagnostik in Bezug zu betroffenen Rippen kristallisierten sich zwei Vorgehensweisen heraus: Ein Viertel der Antwortenden befürwortete bereits ab radiologisch nachgewiesener Fraktur der 1. Rippe eine weiterführende bildgebende Diagnostik des Abdomens. Die Hälfte der Antwortenden sah die Indikation dazu ab Frakturen im Bereich des mittleren Drittels (5. - 8. Rippe). Am häufigsten wird initial eine eFAST Untersuchung (78%) oder eine differenzierte Sonographie (20%) zum Ausschluss einer ASOI durchgeführt. Bei Nachweis freier Flüssigkeit in der Sonographie wird nachfolgend in 79% eine CT durchgeführt. Bei unauffälligem Erstbefund wird in 57% keine weitere Bildgebung veranlasst. Eine routinemäßige Urinuntersuchung bei im Röntgen nachgewiesener(n) Rippenfraktur(en) führen 65% der Antwortenden durch. Die Indikation dazu wird in der Mehrzahl kaudal der 5. Rippe links und 6. Rippe rechts gesehen.
Schlussfolgerungen: Nicht nur bei Frakturen der unteren Thoraxapertur, sondern bereits bei Frakturen kaudal der 5. Rippe wird überwiegend ein Screening auf ASOI realisiert. Hierzu wird i.d.R. eine eFAST-Untersuchung durchgeführt. Zum Ausschluss einer Nierenverletzung wird von der Mehrzahl der Antwortenden die Indikation für eine Urinuntersuchung bei Frakturen kaudal der 5. Rippe gesehen.