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Verletzungen und Überlastungsschäden im Springreitsport – eine retrospektive epidemiologische Querschnittsstudie
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Springreiten ist eine Disziplin des Pferdesports bei der verschiedene Hindernisse in einem markierten Gelände als Parcours in einer bestimmten Reihenfolge und Zeit von Pferd und Reiter:in überwunden werden müssen [1]. Der Pferdesport ist im Allgemeinen mit vielfältigen Verletzungsmöglichkeiten verbunden und muss als Risikosportart eingestuft werden [2]. Bisher gibt es kaum Literatur, die sich mit sprungsportspezifischen Verletzungen beschäftigt [3]. Ziel dieser Studie ist es, sportartspezifische Überlastungs- und Verletzungsmuster bei Springreiter:innen aller Leistungsklassen zu erfassen und auszuwerten. Die gesammelten Daten sollen zu einer Weiterentwicklung von Präventions- und Schutzmaßnahmen führen, um den Sport sicherer zu machen.
Methodik: Die retrospektive epidemiologische Querschnittsstudie wurde mit einem Fragebogen und nach Prüfung durch die zuständige Ethikkommission (09-4123-BO) durchgeführt. Die Fragebögen wurden an 363 aktive Springreiter:innen unterschiedlicher Leistungsklassen verteilt und unter Aufsicht von medizinischem Personal ausgefüllt. Das Ausfüllen der Fragebögen war freiwillig und anonym. Erfasst wurden demografische Daten und Informationen über Verletzungen in verschiedenen Körperregionen. Neben der deskriptiven Auswertung wurden Signifikanztests durchgeführt. Für normalverteilte Werte wurde der zweiseitige t-Test und für nicht normalverteilten Werte wurde der Mann-Whitney-U-Test verwendet. Werte von p < 0,05 wurden als signifikant angesehen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Studie umfasste 251 (69%) Frauen und 112 (31%) Männer, die im Durchschnitt 26,9±10,9 Jahre alt waren. Die Verletzungsrate für das gesamte Kollektiv lag bei 3,7/1000 h Belastung. Die am häufigsten betroffene Körperregion war der Kopf (31%), gefolgt von den oberen Extremitäten (27%). Überlastungsbeschwerden spielen eine untergeordnete Rolle und betreffen vor allem die oberen Extremitäten (65%). Nur 138 (38%) der Reiter:innen gaben an bei jedem Training einen Helm zu tragen. 204 (56%) der Reiter:innen gaben an, dass sie nie eine Sicherheitsweste tragen. Im Durchschnitt erlitten Reiter:innen mit Helm 4,7±10,1 und Reiter:innen ohne Helm 9,1±14,1 Kopfverletzungen. Das bedeutet, dass Reiter:innen die häufig oder immer einen Helm trugen deutlich weniger Kopfverletzungen erlitten (p=0,008). Ebenso hatten Reiter:innen mit Helm eine signifikant (p=0,006) niedrigere Gesamtverletzungsdauer (15,1±28,5 Tage) als Reiter:innen ohne Helm (26,2±32,8 Tage). Beim Tragen von Sicherheitswesten erlitten Reiter:innen mit Sicherheitsweste durchschnittlich 2,9±4,3 Wirbelsäulenverletzungen und Reiter:innen ohne 4,7±7,9 Wirbelsäulenverletzungen. Somit erlitten Reiter:innen, die häufig oder immer eine Sicherheitsweste trugen, signifikant weniger Wirbelsäulenverletzungen als Reiter:innen, die gelegentlich oder nie eine Sicherheitsweste trugen (p=0,017). Es bleibt abzuwarten, wie sich die Schutzausrüstung weiterentwickelt, aber die kombinierte Verwendung kann vermutlich die Gesamtzahl der schweren Verletzungen verringern.
Literatur
- 1.
- Fédération Equestre Internationale (FEI). FEI Jumping Rules. Fédération Equestre Internationale (FEI); 2021 [cited 2021 Nov 23]. Available from: https://inside.fei.org/fei/disc/jumping/rules
- 2.
- Hessler C, Eckert V, Meiners J, Jürgens C, Reicke B, Matthes G, Ekkernkamp A, Püschel K. Ursachen, Verletzungen, Therapie und Präventionsmöglichkeiten von Unfällen im Reitsport. Ergebnisse einer 2-Center-Studie [Causes, injuries, therapy and possibilities of prevention of equine-related accidents. Results of a 2-center-study]. Unfallchirurg. 2014 Feb;117(2):123-7. German. DOI: 10.1007/s00113-012-2275-z
- 3.
- Lechler P, Walt L, Grifka J, Waltl V, Renkawitz T. Sportverletzungen und Sportschäden bei Amateur- und Profispringreitern [Traumatology and sport injuries in professional and amateur show-jumping competitors]. Sportverletz Sportschaden. 2011 Dec;25(4):222-6. German. DOI: 10.1055/s-0031-1273483