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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Das unterschätzte Verletzungsrisiko bei der Freizeitsportart Kitesurfen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Julian Ramin Andresen - Sigmund Freud Privatuniversität, Vienna, Austria
  • Thomas Junker - Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Westküstenklinikum Heide, Heide, Germany
  • Reimer Andresen - Institut für Diag. und Intervent. Radiologie/Neuroradiologie, Westküstenklinikum Heide, Akad. Lehrkrankenhaus der Uni. Kiel, Lübeck u. Hamburg, Heide, Germany
  • Klaus-Dieter Luitjens - Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Westküstenklinikum Heide, Heide, Germany
  • Christoph Kopetsch - Institut für Diag. und Intervent. Radiologie/Neuroradiologie, Westküstenklinikum Heide, Akad. Lehrkrankenhaus der Uni. Kiel, Lübeck u. Hamburg, Heide, Germany
  • Fabian Scheer - Institut für Diag. und Intervent. Radiologie/Neuroradiologie, Westküstenklinikum Heide, Akad. Lehrkrankenhaus der Uni. Kiel, Lübeck u. Hamburg, Heide, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB58-15

doi: 10.3205/22dkou447, urn:nbn:de:0183-22dkou4477

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Andresen et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Der Kitesurfsport ist eine noch junge, aber eine sehr populäre Sportart. Im Gegensatz zum Windsurfen mit einem Segel wird der „Kitesurfer (in)“ von einem Lenkdrachen („Kite“) auf einem Board gezogen. Ziel der Untersuchung war eine retrospektive Aufarbeitung von Kitesurfunfällen mit potentiell lebensbedrohlichen und invalidisierenden Verletzungsfolgen.

Methodik: Auswertung von Kitesurfunfällen an der schleswig-holsteinischen Westküste, die als Schwerverletze in die Klinik eingewiesen wurden. Eingeschlossen wurden insgesamt 18 PatientInnen (3 Frauen, mittleres Alter 45 ± 2,6 Jahre, 15 Männer, mittleres Alter 41 ± 10,9 Jahre) aus dem Zeitraum 2017 bis 2021, die aufgrund des Unfallgeschehens durch den Notarzt als schwerverletzte PatientInnen angemeldet und eingeliefert wurden. Der Glasgow Coma Skale lag bei den Verunfallten im Mittel bei 12,6 ± 4 Punkte. Zur Diagnostik der verunfallten Sportler wurde im Rahmen der Schockraumversorgung eine erneute körperliche Untersuchung, eine Fast-Track-Sonografie, eine Computertomografie und ggf. Projektionsradiografie durchgeführt. Entsprechend der Verletzungen wurden die PatientInnen unmittelbar einer operativen Behandlung oder adäquaten stationären Überwachung zugeführt. Die intensivmedizinisch versorgten PatientInnen wurden mit dem Injury Severity Score (ISS) aggregiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Alle Kitesurfer besaßen eine Lizenz der VDWS international für die Ausübung der Sportart. Im Mittel lag die Erfahrung mit der Sportart bei 6,3 ± 4,1 Jahren. Die Unfälle ereigneten sich überwiegend an Land (15/18) beim Start- und Landemannöver des Drachens bei frischen bis starken Windverhältnissen (5 ± 1 Bft). Es kam überwiegend zu Stürzen (16/18). In einem Fall war eine unkontrollierte Landung auf dem Wasser nach einem Sprung, im anderen Fall eine Kollision mit einem Holzpfahl die Unfallursache.

Bei allen PatientInnen wurde die Indikation zu einer „Polytraumaspirale“ (CT Untersuchung des Kopfes, Thorax und Abdomens) gestellt. Das Verletzungsspektrum umfasste neben intrakraniellen Blutungen (4/18), Wirbelsäulenverletzungen (5/18), Verletzungen des Myelons (2/18), Verletzungen des Beckens mit Weichteilverletzungen (2/18), Thoraxtraumata (8/18) und Frakturen der Extremitäten (6/18). Keine abdominellen Verletzungen. Bei 11/18 PatientInnen war aufgrund des Verletzungsspektrums im Verlauf eine intensivmedizinische Behandlung (9,0 ± 8,2 Tage) notwendig, der ISS lag bei 24,9 ± 20,4 Punkten. Aufgrund der Schwere des Verletzungsmusters wurde bei über der Hälfte der Verunfallten eine intensivmedizinische Versorgung notwendig.

Beim Kitesurfsport stellt das Starten und Landen des Drachens ein erhöhtes Risiko für schwere Verletzungsfolgen dar. Auf den Einsatz von Protektoren muss weiterhin verstärkt eingewirkt werden.