Artikel
Der anteriore minimalinvasive Zugang zur Versorgung medialer Schenkelhalsfrakturen mittels Duokopfprothese führt zu einem besseren funktionellen Outcome in der frühen postoperativen Phase als der klassische laterale Zugang bei geriatrischen Patienten
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Schenkelhalsfrakturen sind bei geriatrischen Patienten häufig. Die operative Versorgung mittels bipolarem Teilgelenkersatz (Duokopfprothese) mittels lateralem Zugang (LZ) ist ein etabliertes Standardverfahren. In der Elektivendoprothetik hat zuletzt der Weichteil-schonende, minimalinvasive, anteriore Zugang (AZ) zum Hüftgelenk zunehmend an Bedeutung gewonnen. Unklar ist, ob AZ bei geriatrischen Patienten mit medialer Schenkelhalsfraktur zu einem besseren funktionellen Outcome in der frühen Phase nach Implantation einer Duokopfprothese im Vergleich zu LZ führt.
Methodik: In dieser retrospektiven Studie wurden 100 geriatrische Patienten mit dislozierter, medialer Schenkelhalsfraktur die von 2016 bis 2021 mittels Implantation einer Duokopfprothese über AZ (n=50) oder LZ (n=50) behandelt wurden, eingeschlossen. Die Patienten wurden hinsichtlich ihres präoperativen Status (Gehstrecke vor Unfall [kategorisierte Patientenanzahl]; Alter [Jahre]); Geschlecht [w/m]; Allgemeinzustand [ASA Score 1-5]; Bedarf an Gehhilfen [kategorisierte Patientenanzahl]) charakterisiert. Operations-assoziierte Parameter (Blutverlust[ml]; Komplikationsrate [kategorisierte Patientenanzahl]; Dauer des Eingriffs [min]) sowie postoperative funktionelle Parameter während des stationären Aufenthaltes (Mobilisation am Rollator oder weniger Gehhilfen [kategorisierte Patientenanzahl; postoperativer Tag]; radiologische Beinlängendifferenz [kategorisierte Patientenanzahl]; Aufenthaltsdauer [Tage]) wurden untersucht und statistisch analysiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der präoperative Status der Patienten ergab eine eingeschränkte Gehstrecke vor Unfall in der Gruppe AZ im Vergleich zu LZ (AZ: 5/11/15/10/8; LZ: 21/9/11/5/4; p=0,01) ohne Unterschiede hinsichtlich Alter (AZ: 82,5±0,96; LZ: 79,9±1,15; p=0,28), Geschlecht (AZ: 38/12; LZ: 32/18), ASA Score (AZ: 0/11/37/1/0; LZ: 1/20/28/1/0; p>0,05) und Bedarf an Gehhilfen (AZ: 19/5/19/2/4; LZ: 28/6/12/2/2; p=0,4). Operations-assoziierte Parameter zeigten einen signifikant geringeren Blutverlust nach AZ (AZ: 72,5±79,5; LZ: 155,4±122,3; p<0,001) ohne Unterschiede in Komplikationsrate (AZ: 49/1/0/0; LZ: 46/0/1/3/0; p=0,18) und Operationsdauer (AZ: 86,9±19,4; LKZ: 90,7±25,9; p=0,53). Postoperativ waren Patienten der Gruppe AZ häufiger (AZ: 23; LZ: 13; p=0,02) und früher (AZ: 5,1±2,3; LZ: 6,9±2,0; p=0,03) mobil und hatten häufiger eine ±5mm seitengleiche Beinlänge (AZ: 36; LZ: 25, p=0,03) bei vergleichbarer stationärer Aufenthaltsdauer (AZ: 13,1±6,4; LZ: 13,0±4,5; p=0,43).
Zusammenfassend zeigen diese Daten, dass geriatrische Patienten mit medialer Schenkelhalsfraktur nach Implantation einer Duokopfprothese über einen anterioren, minimalinvasiven Zugang eine geringere Operations-assoziierte Belastung haben und in der frühen postoperativen Phase funktionell schneller rekonvaleszieren als nach Versorgung über einen lateralen Zugang - selbst wenn die Gehstrecke vor dem Unfall im Vergleich reduziert war. Daher ist der AZ bei diesen vulnerablen Patienten bevorzugt zu wählen.