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Fragestellung: Proximale metaphysäre Grünholzfrakturen der Tibia bei Kindern sind häufig mit dem Auftreten von posttraumatischer Valgusdeformitäten assoziiert. Diese Studie untersucht Häufigkeit und Ausmaß einer solchen Valgus Deformitäten nach konservativer und operativer Therapie.

Methodik: In der retrospektiven Datenanalyse einer Multicenterstudie der Sektion Kindertraumatologie (SKT) der DGU wurde an Hand von Fragebögen und Röntgenbildern das Auftreten und die Ausprägung einer posttraumatischen Valgusdeformität nach konservativer und operativer Therapie bei Grünholzfrakturen der proximalen Tibia bei Kindern bis zum Alter von 11 Jahren verglichen. Dazu wurde der mediale proximale Tibia Winkel (MPTW; Normwert mit 90° festgelegt) in Röntgenbildern vom Unfall-Zeitpunkt, short term (st-FU; Zeitpunkt der Konsolidierung) und long term (lt-FU; Zeitpunkt nach Metallentfernung oder Mobilisationskontrolle) Follow up durch zwei unabhängige Untersucher gemessen.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 322 Datenerhebungsbögen aus 16 Kliniken ausgewertet, und von 200 Fällen die dazugehörigen Röntgenbilder begutachtet. Insgesamt konnten 91 Grünholzfrakturen bei Kindern zwischen 0-11 Jahren (mean 4,5 Jahre) in die Studie eingeschlossen werden. Hiervon wurden 74 konservativ behandelt und 17 Patienten wurden operiert, wobei alle operierten Patienten älter als 24 Monate waren. Der mittlere MPTW zum Unfallzeitpunkt betrug 91.14° bei konservativ therapierten Kindern, und 95.59° bei den operierten Patienten (p=0.020). Bei den konservativ therapierten Patienten stieg der mittlere MPTW vom Unfallzeitpunkt bis zum st-FU (92.0°, p= 0.030) und nochmals geringfügig bis zum lt-FU (92.66°, p=0.016) an, Figure 1. Bei den operierten Patienten zeigte sich nach Frakturversorgung eine Verbesserung des MPTW zum Zeitpunkt st-FU (94.00°; p=0.290), jedoch war dies temporär und der Winkel stieg zum Zeitpunkt des lt-FU wieder an (96.41°, p=0.618).

Zusammenfassung: Eine zunehmende Valgus Deformität nach Grünholz-Fraktur der proximalen metaphysären Tibia lässt sich sowohl bei konservativ behandelten als auch bei operativ behandelten Patienten nachweisen. Bei den konservativ therapierten Patienten war die Zunahme des MPTW signifikant, jedoch ohne klinische Einschränkungen. Bei den operierten Patienten konnte eine zunehmende Valgus Deformität nach Entfernung des Osteosynthesematerials beobachtet werden. Der Grund für die Progression der Valgus Deformität bleibt dabei unklar. Somit hat die operative Versorgung von Grünholzfrakturen der proximalen metaphysären Tibia in dieser Altersgruppe nur einen limitierten Effekt und ist möglicherweise nur in ausgewählten Fällen indiziert. Es bedarf weiterer Studien, um die in der Literatur kursierenden Hypothesen zu den Entstehungsmechanismen einer Valgus Deformität nach Grünholzfrakturen der proximalen Tibia besser zu erklären.