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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Wie bedeutend ist der dentale Fokus bei Endoprotheseninfektionen?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Fabian Fenske - Universitätsklinium Leipzig, Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Leipzig, Germany
  • Michael Jalinski - MEDICLIN Waldkrankenhaus Bad Düben, Bad Düben, Germany
  • Jacqueline Repmann - MEDICLIN Waldkrankenhaus Bad Düben, Bad Düben, Germany
  • Benjamin Kujat - MEDICLIN Waldkrankenhaus Bad Düben, Bad Düben, Germany
  • Bernd Lethaus - Universitätsklinium Leipzig, Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Leipzig, Germany
  • Rüdiger Zimmerer - Universitätsklinium Leipzig, Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB50-827

doi: 10.3205/22dkou372, urn:nbn:de:0183-22dkou3724

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Fenske et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Mit über 400.000 durchgeführten Eingriffen pro Jahr gehört die Implantation von Hüft- und Kniegelenkendoprothesen zu den am häufigsten durchgeführten Operationen in Deutschland. Wenngleich in der Mehrzahl der Fälle ein langfristiger Therapieerfolg erzielt werden kann, ist das Auftreten von Komplikationen wie eine aseptische Lockerung, Dislokationen oder eine Infektion der Endoprothese von hoher klinischer Relevanz. Hierbei stellt die Endoprotheseninfektion die schwerwiegendste Form dar. Insgesamt gibt es 4 potentielle Foki für die Besiedlung von Fremdmaterial: pulmonale Infektionen, Hautläsionen, Harnwegsinfekte sowie die dentoalveoläre Genese. So stellt beispielsweise der Nachweis anaerober, mit Parodontitis-assoziierter Bakterien an infizierten Endoprothesen bei 10-15% der Patienten einen möglichen Hinweis für einen Zusammenhang zwischen oraler Inflammation und Endoprotheseninfektion dar. Darüber hinaus sind dentale und parodontale Erkrankungen bei der mit Endoprothesen zu versorgenden Patientengruppe hochprävalent. Insbesondere bei bestehenden Entzündungen im Bereich der Zähne und des Parodontiums können bereits alltägliche Aktivitäten wie die Nahrungsaufnahme oder Zähneputzen zu einer Bakteriämie führen.

Folglich erscheint die Erhöhung des Infektionsrisikos einer Endoprothese durch bakteriell-bedingte orale Inflammationsprozesse plausibel. Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung des Einflusses einer Protheseninfektion durch dentale Foki.

Methodik: In einem Zeitraum von 36 Monaten wurden prospektiv 2363 Patienten mit primärer Hüft- oder Kniegelenkendoprothese evaluiert. Hierbei erhielt ein Kollektiv (n=1209) eine präoperative dentale Untersuchung und ggf. eine Dentalsanierung.

Bei einem zweiten Kollektiv (n=1153) erfolgte präoperativ keine spezifische (dentale) Diagnostik oder Therapie. Verglichen wurde das OP-Outcome beider Gruppen bezüglich endoprothetischer Frühinfektionen, definitionsgemäß innerhalb der ersten 4 Wochen, mittels doppeltem t-Test.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der Altersdurchschnitt betrug 69,27 Jahre, mit einer range von 35 bis 95 Jahre. Der Anteil der männlichen Patienten lag bei 45,5%, der weiblicher Patienten entsprechend bei 54,5%.Ein signifikanter Vorteil bezüglich des Auftretens einer Infektion konnte in der Gruppe, welche präoperativ eine dentale Untersuchung erhielt, nachgewiesen werden. Hierbei lag die Frühinfektionsrate bei 0,68%. In der Gruppe ohne dentale Untersuchung lag der Wert bei 1,47%. Somit konnte die Frühinfektionsrate bei Patienten mit endoprothetischem Eingriff durch eine präoperative dentale Untersuchung und ggf. Zahnsanierung signifikant gesenkt werden (p<0,001).

Eine präoperative dentale Untersuchung von Patienten mit geplanter Endoprothesenversorgung erscheint zur Vermeidung von periprothetischen Infektionen vorteilhaft. Hierdurch kann die Frühinfektionsrate bei Patienten nach Endoprothesenimplantation signifikant gesenkt werden.