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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Diagnostische Aussagekraft von Interleukin-6 als Biomarker für die Infektpersistenz bei zweizeitigem Hüft- oder Knieprothesenwechsel

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Johanna Sophie Krüger - Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • Thomas Ackmann - Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • Burkhard Möllenbeck - Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • Georg Gosheger - Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • Jan Pützler - Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • Jan Schwarze - Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • Jan Christoph Theil - Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB50-574

doi: 10.3205/22dkou369, urn:nbn:de:0183-22dkou3697

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Krüger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Der Nachweis einer Infektpersistenz (IP) vor Prothesenreimplantation bei Patienten mit zweizeitigem Hüft- oder Knieprothesenwechsel bei chronischer periprothetischer Infektion (PPI) ist eine Herausforderung in der Revisionsendoprothetik. Klinische Befunde sowie verschiedene serologische Parameter mit teils niedriger Sensitivität und Spezifität werden dazu verwendet. Es ist unklar, ob die Dynamik des Serum Interleukin-6 (IL-6) im Vergleich zum Serum c-reaktiven Protein (CRP) zwischen Explantation und Reimplantation beim zweizeitigen Prothesenwechsel hinsichtlich einer möglichen IP diagnostische Relevanz hat.

Methodik: Retrospektiv wurden 138 Patienten (61 Frauen, 77 Männer, medianes Alter 70,0 Jahre, medianer BMI 29,5 kg/m²) in die Studie eingeschlossen, bei denen jeweils ein vollständiger zweizeitiger Prothesenwechsel (75 Knie, 63 Hüften) an unserer Klinik durchgeführt und jeweils vor beiden Operationen IL-6 und CRP im Serum bestimmt wurde. Die Diagnose der PPI wurde unter Berücksichtigung der jeweils gültigen MSIS-Kriterien (2011 bzw. 2018) gestellt. IP wurde definiert als mindestens 2 positive mikrobiologische Kulturen bei Reimplantation oder Reinfektion innerhalb des follow-up Zeitraums (mindestens 3 Monate). Die statistische Auswertung erfolgte über eine nicht-parametrische Auswertung der Medianunterschiede, sowie Sensitivitäts- und Spezifitätsbestimmung von Cut-off Werten anhand von Receiver-Operating-Characteristic Kurve unter Zuhilfenahme des Youden's Index.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 26 Patienten (11 Knie und 15 Hüften; 12 Frauen und 14 Männer) wurden retrospektiv als IP und 122 als sanierte Infektion klassifiziert. Sowohl der mediane IL-6-Serumspiegel (16,2 pg/ml vs. 6,5 pg/ml; p<0,001) als auch der mediane CRP-Serumspiegel (3,2mg/dl vs. 0,7mg/dl; p<0,001) waren signifikant höher vor Explantation als vor Reimplantation. Mit den bestimmten Cut-off-Werten (IL-6: 11,5 pg/ml; CRP: 1,15 mg/dl) zeigte sich für IL-6 die höchste Spezifität (85%; Sensitivität 50%) und für CRP die höchste Sensitivität (62%; Spezifität 77%). Die Kombination beider Parameter wies eine noch höhere Spezifität (90%), aber auch die niedrigste Sensitivität (46%) auf. Der mediane Abfall des IL-6 zwischen beiden Operationen betrug Δ 7,9 pg/ml (IQR, 2,0 - 19,0 pg/ml) und für CRPΔ2,35 mg/dl (IQR, 0,57 - 4,7 mg/dl). Der Verlauf des CRP und IL-6 zeigte keinen signifikanten Unterschied bei Patienten mit IP oder sanierter PPI und somit konnten keine Cut-off-Werte, Sensitivität und Spezifität hierfür berechnet werden.

Beide Serumwerte zeigen, auch in Kombination, nur eine moderate Sensitivität bei höherer Spezifität vor Replantation bei zweizeitigem Prothesenwechsel bei PPI. Sie sind somit nicht zum Ausschluss einer IP geeignet.