Artikel
Risikofaktoren der dreidimensionalen knöchernen coracoidalen und glenohumeralen Morphologie im MRT sind assoziiert mit der Inzidenz isolierter Subscapularisläsionen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Es war das Ziel dieser Studie zu analysieren, ob die dreidimensionale knöcherne Morphologie von proximalem Humerus, Glenoid und Coracoid assoziert mit der Inzidenz von isolierten Rupturen der Sehne des musculus subscapularis (SSC) ist. Es wurde hypothetisiert, dass die individuelle glenohumerale knöcherne Morphologie sowohl isoliert als auch in dreidimensionaler Zusammenschau für eine SSC-Läsion prädisponiert.
Methodik: In diese retrospektive Fall-Kontroll-Studie wurden von 2010-2020 Patienten eingeschlossen, bei denen eine isolierte SSC-Läsion arthroskopisch bestätigt sowie nach Fox-Romeo (FR) klassifiziert (Läsions-Gruppe) oder eine Läsion der Rotatorenmanschette arthroskopisch ausgeschlossen worden war (Kontrollgruppe). Einschlusskriterium war eine präoperative Magnetresonanztomografie (MRT).
Im MRT wurde das Coracoid sagittal über die coracoidale Inklination (SCI) und die Coracoid-Länge (CL) sowie axial über den lateralen und anterioren Off-Set des Coracoids sowie die coracohumerale Distanz (CHD) vermessen. Humerus und Scapula wurden axial über den Tuberculum minus (TM) Winkel, den anterioren Off-Set des TM sowie die glenoidale Version bemessen. Der „kritische SSC-Winkel“ wurde axial zwischen Glenoid und Spitze des Coracoids definiert. Dreidimensionale Kombinationen der Parameter wurden analysiert und es wurde ein Subgruppenanalyse nach FR-Grad der SSC-Läsion durchgeführt. Es wurden t-Tests / Mann-Whitney-U-Tests sowie ANOVA / Kruskal-Wallis Tests mit post-hoc Bonferroni-Tests eingesetzt (p<0,05).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 94 Patienten (Alter: 50±14, 70% männlich) wurden in der Läsionsgruppe sowie 51 Patienten (Alter: 40±13, 86% männlich) in der Kontrollgruppe eingeschlossen. Die radiologische Analyse zeigte, dass sich sowohl isolierte coracoidale Faktoren (erhöhte CL: 21,8±4,4mm vs. 19,5±4,7mm, p=0,004) und isolierte humerale Faktoren (größere TM-Winkel:26,1±6,5° vs. 23,6±6,5°) signifikant assoziiert waren mit der Inzidenz einer SSC-Läsion. Auch kombinierte coraco-glenoidale Faktoren (ein geringerer kritischer SSC-Winkel in Kombination mit glenoidaler Retroversion: 150,4°±11,8° vs. 154,5°±11,63°; p=0,035) und coraco-humerale Faktoren (geringerer kritischer SSC-Winkel kombiniert mit erhöhtem TM-Winkel: 129,7±13,5° vs 135,0±14,3°; p=0,029; erhöhter lateraler coracoidaler Off-Set bei geringerer CHD: 121,9±8,7 vs. 117,7v±8,2; p=0,005) waren prädiktiv für das Vorliegen einer SSC-Läsion. Die CL war - verglichen mit der intakten SSC-Sehne - v.a. mit cSSC-Läsionen (FR II°; p=0,033) assoziiert.
Die Ergebnisse zeigen eine Assoziation der dreidimensionalen knöchernen Morphologie mit der Inzidenz isolierter SSC-Rupturen. Auf dieser Basis sollte bei Risiko-Patienten mit kaudal und lateral prominentem Coracoid, geringem „kritischen SSC-Winkel“ sowie prominentem TM im MRT intraoperativ eine dynamische Testung auf subcoracoidales Impingement durchgeführt und ggf. eine dekomprimierende Coracoplastik evaluiert werden.