gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Risikofaktoren für einen prolongierten stationären Aufenthalt beim geriatrischen Polytrauma

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Philipp Störmann - Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Frankfurt, Germany
  • Jonin Serafin Zumsteg - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Lara Zankena - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Ramona Sturm - Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Frankfurt, Germany
  • Rolf Lefering - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany
  • Ingo Marzi - Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Frankfurt, Germany
  • Hans-Christoph Pape - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland
  • Kai Oliver Jensen - Universitätsspital Zürich, Klinik für Traumatologie, Zürich, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB46-1255

doi: 10.3205/22dkou335, urn:nbn:de:0183-22dkou3356

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Störmann et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Bedingt durch den demographischen Wandel steigt voraussichtlich auch in den kommenden Jahren die Zahl polytraumatisierter geriatrischer Patienten (> 64 Jahre) weiter an. Neben den Besonderheiten hinsichtlich des Unfallhergangs und damit assoziierter Verletzungsmuster sind prolongierte stationäre Verläufe in diesem Kollektiv regelhaft zu beobachten. Ziel der Auswertung ist es weitere Faktoren, die einen verlängerten stationären Aufenthalt bedingen zu identifizieren.

Methodik: Eine statistische Analyse der Daten aus dem deutschen Traumaregister® von 2016-2020 wurde durchgeführt. Einschlusskriterien waren ein Alter von über 64 Jahren, intensivmedizinische Behandlung im DACH-Raum und ein Injury Severity Score (ISS) von mindestens 16 Punkten. Als s.g. Langlieger wurden alle Patienten definiert, die oberhalb der 80. Perzentile für die durchschnittliche Liegedauer bzw. den durchschnittlichen Intensivaufenthaltes des Studienkollektivs lagen. Damit ergab sich für einen verlängerten stationären Aufenthalt eine Liegedauer von > 25 Tagen sowie eine intensivmedizinische Behandlung von > 13 Tagen. Geprüft wurde unter anderem der Einfluss des Unfallhergangs, Verletzungsmustern nach Körperregionen, das Auftreten von Komplikationen sowie der Einfluss zahlreicher klinischer Parameter.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 23.026 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 76,6 Jahren und einem mittleren ISS von 24 Punkten eingeschlossen werden. Die mittlere Intensivliegedauer betrug 11 +/- 12,9 Tage (Normallieger: 3,9 +/- 3,1d vs. Langlieger: 12,8 +/- 5,7d) und der mittlere stationäre Aufenthalt lag bei 22,5 +/- 18,9 Tagen (Normallieger: 20,7 +/- 15d vs. 35,7 +/- 22,3d). Es erfüllten insgesamt n=6.447 Patienten die Kriterien für eine lange Liegedauer. Dabei wiesen Langlieger im Schnitt eine Diagnose mehr auf (4,6 vs. 5,8 Diagnosen) und hatten einen höheren ISS (21,8 +/- 6 pts. vs. 26,9 +/- 9,5 pts.) Unabhängige Risikofaktoren für eine verlängerte Liegedauer waren eine Intubationsdauer von mehr als 6 Tagen (30-fach erhöhtes Risiko), das Auftreten einer Sepsis (4x), versuchter Suizid (3x), das Vorliegen von Extremitätenverletzungen (2,3x), das Auftreten eines thrombembolischen Ereignisses (2,7x) sowie die Gabe von Erythrozytenkonzentraten im Schockraum (1,9x).

Im Rahmen der vorliegenden Analyse konnten zahlreiche unabhängige Risikofaktoren für einen deutlich verlängerten Krankenhausaufenthalt des geriatrischen, polytraumatisierten Patienten identifiziert werden, denen während der Behandlung erhöhte Aufmerksamkeit zu Teil werden sollte. Insbesondere die Notwendigkeit eines reibungslosen Überganges in eine psychiatrische Anschlussbehandlung oder eine patientenadaptierte rehabilitative Betreuung geriatrischer Patienten bei verlängerter Immobilität nach Extremitätenverletzungen wird durch die Ergebnisse betont.