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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Einfluss von Supervision auf die Effekte körperlichen Trainings zur Reduktion niedrig-traumatischer Frakturen: Eine systematische Übersicht und Meta-Analyse

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Wolfgang Kemmler - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, Institut für Medizinische Physik, Erlangen, Germany
  • Simon von Stengel - Institut für Medizinische Physik, Universität Erlangen, Institut für Medizinische Physik, Erlangen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB46-382

doi: 10.3205/22dkou330, urn:nbn:de:0183-22dkou3302

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Kemmler et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Niedrig-traumatische Frakturen sind eine Herausforderung an unsere alternde Gesellschaft. Körperliches Training erscheint durch seine übergreifenden Effekte auf ossäre und extra-ossäre Risikofaktoren der Fraktur als vielversprechende Option zur Frakturprophylaxe. Tatsächlich zeigen einige wenige Übersichtsarbeiten positive Effekte körperlichen Trainings auf die Frakturinzidenz, allerdings ist die Heterogenität zwischen den eingeschlossenen Studien meist substanziell. Ziel der vorliegenden Arbeit war es (1) den Effekt körperlichen Trainings auf die Inzidenz niedrig-traumatischer Frakturen zu erfassen, sowie (2) entsprechende Unterschiede zwischen überwiegend supervisierten und nicht-supervisierten Trainingsstudien zu evaluieren.

Methodik: Eine systematische Recherche von sechs Literaturdatenbanken gemäß PRISMA-Leitlinie schloss (a) kontrollierte Trainingsstudien mit (b) Personen 45 Jahre und älter ohne (c) medikamentöse Therapie oder Erkrankungen mit unmittelbarem Einfluss auf Frakturgrößen ein, welche (d) die Anzahl der Frakturen jeweils getrennt für Trainings- (TG) und Kontrollgruppe (KG) als (e) primären oder sekundärer Endpunkt, Beobachtung oder unerwünschtes Ereignis angaben. Frakturen die aus KFZ- oder Fahrradunfällen oder aus Stürzen höher als dem Stand resultierten wurden ausgeschlossen. Die Kategorisierung der Supervision (überwiegend supervisiert versus überwiegend nicht supervisiert) erfolgte durch zwei Gutachter. Die vorliegende Analyse verwendete ein mixed-effect Poisson Modell zur Bestimmung der Frakturinzidenz per Gruppe (TG vs. KG), korrespondierende Regressionsmodelle erfassten Unterschiede zwischen den bezüglich dem Supervisionsgrad kategorisierten (beiden) Subgruppen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt gingen 20 Interventionsstudien mit 21 TG und 20 KG mit einer gepoolten Anzahl von 11.836 Teilnehmerjahren in der TG und 11.275 in der KG in die Analyse ein. Die Analyse zeigte signifikante Effekte (p=.003) eines körperlichen Trainings auf die Inzidenzrate (IR) niedrig-traumatischer Frakturen (IR: 0,67, 95 %-CI: 0,51-0,87). Die Heterogenität zwischen den Einzelstudien lag mit I2=40% moderat hoch. Überwiegend überwachten Studien zeigten mit IR: 0,44 (95%-CI: 0,27-0,73) signifikant günstigere Effekte auf die Frakturinzidenz (p=.004) als überwiegend nicht überwachten Studien (IR: 0,83; 95%-CI: 0,60-1,14), die per se kein signifikantes Ergebnis auf die Frakturinzidenz belegen.

Die vorgelegte Übersichtsarbeit und Meta-Analyse bestätigt den positiven Effekt körperlichen Trainings auf die Inzidenz niedrig-traumatischer Frakturen klar. Überwiegend supervisierte Trainingsprotokolle zeigen sich den sicherlich weniger aufwändigeren, nicht- oder überwiegend nicht-supervisierten Trainingsprogrammen als signifikant überlegen. Der in Deutschland breit etablierte ärztlich verordnete und konsequent supervisierte Rehabilitationssport für Osteoporose-Erkrankte erscheint in dieser Hinsicht als ideales Setting für ein körperliches Training zur Frakturprophylaxe.