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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Die diagnostische Güte von inflammatorischen Serumparametern in der präoperativen Diagnostik von periprothetischen Gelenkinfektionen: Eine prospektive Kohortenstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Markus Luger - Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
  • Stephan Puchner - Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
  • Reinhard Windhager - Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
  • Irene Katharina Sigmund - Medizinische Universität Wien, Wien, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB45-226

doi: 10.3205/22dkou321, urn:nbn:de:0183-22dkou3216

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Luger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Etablierte inflammatorische Serumparameter zeigen in der präoperativen Diagnostik periprothetischer Gelenkinfektionen (PPIs) niedrige Genauigkeiten und werden nur als hinweisende Infektionskriterien empfohlen. Dennoch sind sie bei eingeschränkter Verfügbarkeit besserer diagnostischer Modalitäten (z. B. Synovialflüssigkeit) ein wichtiger Anhaltspunkt. Fibrinogen, Interleukin-6 (IL-6) und Procalcitonin (PCT) wurden als vielversprechende Alternativen vorgeschlagen. Ziel dieser Studie war es, etablierte Serumparameter mit Fibrinogen, IL-6 und PCT zu vergleichen und deren diagnostische Güte bei periprothetischen Gelenkinfektionen anhand der aktuellen Infektionsdefinition der European Bone and Joint Infection Society (EBJIS) zu evaluieren.

Methodik: Im Zeitraum von 2019 bis 2021 wurden 83 Patientinnen und Patienten mit Revisionsoperation (86 Hüft- und Knietotalendoprothesen) in diese prospektive Kohortenstudie eingeschlossen. 45 Gelenke (52%) wurden anhand der EBJIS-Kriterien 2021 als septisch klassifiziert, 41 Prothesen (48%) bildeten die aseptische Kohorte. Im Rahmen der routinemäßigen präoperativen Infektionsdiagnostik wurden die Entzündungsparameter C-reaktives Protein (CRP), Leukozytenzahl, Prozentsatz der neutrophilen Granulozyten (%N), sowie Fibrinogen, IL-6 und PCT bestimmt. Die diagnostische Güte der Parameter wurde mithilfe der Receiver Operating Characteristic (ROC) berechnet und deren Fläche unter der Kurve (AUC-ROC) mittels z-Test verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Folgende cut-off Werte wurden angenommen: CRP > 10 mg/L, Leukozytenzahl > 10x10^9 Zellen/L (> 10 G/L), %N > 70%, Fibrinogen > 519 mg/dL, IL-6 > 7,5 pg/mL, PCT > 0,3 ng/mL. Die Sensitivitäten wurden mit 84,4% (95%-Konfidenzintervall: 70,8 - 92,5), 33,3% (21,4 - 48), 57,6% (40,8 - 72,7), 67,4% (52,4 - 79,5), 78% (63 - 88,1) und 17,5% (8,5 - 32,4) berechnet. Die Spezifitäten betragen 87,8% (73,9 - 95), 90,2% (76,7 - 96,6), 73% (56,8 - 84,7), 91,9% (77,8 - 97,8), 72,5% (57 - 83,9) und 100% (89,5 - 100). Bei Betrachtung der AUC-ROC zeigt CRP eine bessere Performance als Leukozytenzahl, %N, Fibrinogen, IL-6 und PCT (p<0,05). Fibrinogen und IL-6 sind genauer als Leukozytenzahl, %N und PCT (p<0,05), zwischen Fibrinogen und IL-6 lässt sich kein signifikanter Unterschied feststellen (p=0,194).

CRP weist im Vergleich mit etablierten und neuen Serumparametern die höchste diagnostische Güte bei PPIs auf. Fibrinogen und IL-6 besitzen eine gute Genauigkeit. Keiner der untersuchten Werte kann eine Infektion verlässlich bestätigen oder ausschließen, allerdings konnte eine hohe Spezifität von Procalcitonin nachgewiesen werden. Als systemische Parameter können sie durch andere Infektfoci beeinflusst werden oder bei chronischen PPIs im Normalbereich bleiben. Zusammenfassend sollten Serumparameter in der präoperativen Diagnostik von PPIs nur als hinweisende Kriterien herangezogen und mit Vorsicht interpretiert werden.