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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Spezifische Aktivierung der Rumpfmuskulatur beim Balance-Training durch Immobilisation des Beckens

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jan J. Lang - Technische Universität München, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Lehrstuhl für zerstörungsfreie Prüfung, München, Germany
  • Florian Fechter - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany
  • Kim K. Peper - Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, Munich School of Robotics and Machine Intelligence, Technische Universität München, München, Germany
  • Carina M. Micheler - Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Nikolas J. Wilhelm - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany
  • Elisabeth R. Jensen - Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, Munich School of Robotics and Machine Intelligence, Technische Universität München, München, Germany
  • Sami Haddadin - Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, Munich School of Robotics and Machine Intelligence, Technische Universität München, München, Germany
  • Rüdiger von Eisenhart-Rothe - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany
  • Rainer Burgkart - Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB43-1026

doi: 10.3205/22dkou305, urn:nbn:de:0183-22dkou3056

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Lang et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Rückenschmerzen sind ein weitverbreitetes, oft unspezifisches Leiden in der Gesellschaft. Eine häufige Therapieform ist die Stärkung der Rumpfmuskulatur durch Balance-Training. Um das Training auf der Balanceplattform noch spezifischer auf die Rumpfmuskulatur zu fokussieren, wurde in dieser Studie geprüft, welchen Einfluss eine Immobilisierung der Hüfte auf die Muskelaktivität hat.

Methodik: Auf einer federgelagerten Balance-Plattform wurde mit sechs Probanden getestet, welche mit EMG-Sensorik nach SENIAM ausgestattet wurden. Verglichen wurde dabei die Muskelaktivität beim Training mit freier und immobiliserter Hüfte sowie in sitzender Position. Zusätzlich wurden verschiedene Nachgiebigkeiten der Plattform sowie eine gleichzeitige Aktivierung der oberen Rückenmuskulatur durch ein elastisches Fitnessband überprüft. Probandenspezifische Signale wurden gefiltert (root mean square = RMS) und vor der Mittelung auf das Signal der stehenden Position ohne Fitnessband normiert. Statistische Signifikanz wurde mittels one-way ANOVA und Tukey Post-hoc Test geprüft.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Für den M. multifidus und den M. transversus abdominis konnte eine signifikante Erhöhung der Muskelaktivität durch die Beckenimmobilisierung gefunden werden (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Die sitzende sowie die stehende Position haben vergleichbare Werte für alle betrachteten Muskeln ergeben. Die Verwendung des Fitnessband führte zu einer nicht signifikanten Erhöhung der Muskelaktivität für die stehende Position mit und ohne Hüftimmobilisierung. Mit zunehmender Nachgiebigkeit der Plattform steigt die Aktivität aller betrachteten Muskeln. Für das fixierte Becken ergibt sich eine mittlere Aktivitätssteigerung von 41±15 % von geringsten zu größtem Nachgiebigkeitslevel.

Eine zunehmende Aktivität der Muskulatur aufgrund zunehmender Plattformnachgiebigkeit ist plausibel, da die Schwierigkeit das Gleichgewicht zu halten im gleichen Maße zunimmt. Eine gleichzeitige Aktivierung oberen Rückenmuskulatur führt nur zu einem geringen Aktivitätsanstieg. Dies lässt die Interpretation zu, dass die Gleichgewichtsfindung für das getestete Training durch eine Vorhaltestellung der Arme nur wenig gehemmt wird. Die signifikant höhere Aktivierung durch die Beckenimmobilisation relativ zur Plattform lässt schlussfolgern, dass das Gleichgewicht zu halten erschwert wird, was darauf zurückführen ist, dass die Beinmuskulatur die Plattformbewegungen nicht ausgleichen kann.

Für Patienten, bei denen Rückenschmerzen auf ein Defizit der Rumpfmuskulatur zurückzuführen sind, eignet sich die Anwendung der Beckenimmobilisierung, um hier ein spezifisches Training für diese Muskelgruppen zu ermöglichen.