gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Patellarekonstruktion durch revaskularisiertes Homograft

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sebastian Schneider - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Spezialisierte Septische Chirurgie, Spezialisierte Septische Chirurgie, Klinikum St. Georg, Leipzig, Germany
  • Thomas Kremer - Klinik für Plastische und Handchirurgie, Klinikum St. Georg, Leipzig, Germany
  • Susanne Rein - Klinik für Plastische und Handchirurgie, Klinikum St. Georg, Leipzig, Germany
  • Nina Malmström - Klinik für Infektiologie, Tropenmedizin, Nephrologie und Rheumatologie, Klinikum St. Georg, Leipzig, Germany
  • Jörg Böhme - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Spezialisierte Septische Chirurgie, Spezialisierte Septische Chirurgie, Klinikum St. Georg, Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB40-930

doi: 10.3205/22dkou270, urn:nbn:de:0183-22dkou2703

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Schneider et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Ist eine funktionelle Rekonstruktion der Streckfunktion nach Patellaresektion durch in-vivo Präfabrikation eines Knochen-Streckapparat-Transplantates möglich?

Methodik: Fallbericht eines bei Unfall 34-jährigen sportlich engagierten Mannes, bei dem eine Patellamehrfragmentfraktur(AO34C2.1) nach adäquatem Trauma mit einer klassischen Zuggurtung durch Kirschnerdrähte und Cerclagedraht in 8er-Tour versorgt wurde.

Bei postoperativer Wundinfektion (S. aureus, S. capitis) führte der Behandlungsweg über mehrere Revisionen mit Implantaterhalt über einen einzeitigen Wechsel mit zusätzlicher Plattenosteosynthese zu einer fistulierenden Patellaosteitis mit lytischem distalen Patellapol und insuffizienten Lig. patellae. Im anschließenden radikalen Debridement wurde die Patella und das Lig. patellae in toto reseziert.

Nach erfolgreicher Infektionstherapie war der Patient mit angelegter Knieimmobilisationsschiene fähig das Knie über den Reservestreckapparat zu stabilisieren und zu Laufen. Eine Kniestreckung gegen die Schwerkraft war möglich. Es bestand ein starker Wille einer anatomischen Knierekonstruktion mit dem Ziel den Fußballvereinssport wieder aufnehmen zu können.

Nach interdisziplinärer Fallbesprechung wurde eine in-vivo Präfabrikation eines vaskularisierten Streckapparates geplant. Hierzu wurde ein avsakuläres, allogenes Transplantat aus Tub.tibiae-Block, Lig patellae, Patella und Quadricepssehne für insgesamt 4 Monate in den M. tensor facia lata (TFL) implantiert, um so über Neoangiogenese eine Vaskularisation des Transplantates zu erreichen.

Anschließend wurde das Konstrukt aus TFL und revaskularisiertem Streckapparat mikrochirurgisch zum Knie transplantiert (Anschluss End-zu-Seit an die A. femoralis und End-zu-End an die V.saphena magna). Der Tuberositasblock wurde mit 4 KFI-Schrauben refixiert und der Quadricepsanteil des Transplantats in die verbliebene Quadrizepssehne nach Fridén eingeflochten.

Bereits nach einer Woche konnte der Patient frei stehen. Nach 6 Wochen unter Vollbelastung frei laufen. Nach nun 9 Monaten Nachbeobachtung nach Transplantation ist der Patient schmerzfrei bei einer Beweglichkeit von E/F 0/5/90 unter Vollbelastung mobil.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Revaskularisation eines avaskulären dezellularisierten Allografts im TFL-Muskel ermöglicht nach 4-monatiger Präfabrikation eine dann vaskularisierte Transplantation eines Knie-Streckapparates. Dies resultiert in einer verbesserten Immunkompetenz sowie Trophik des Transplantat-Streckapparates, wenn dieser sich zuvor durch Implantation unter den ipsilateralen Traktus iliotibialis flächig in körpereigenes Gewebe integrieren konnte. Die anschließende freie vaskularisierte Tensor-fasciae-lata-Transplantation ist standarisiert möglich und ermöglicht gleichzeitig eine Weichteilaugmentation zur Stabilisierung der Narbenverhältnisse. Das funktionelle Ergebnis des Patienten ist vielversprechend.