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Das Operationsverfahren hat bei geriatrischen proximalen Femurfrakturen einen deutlichen Einfluss auf die Expression von CD44 und CD62L auf CD4+ regulatorischen T-Zellen
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Proximale Femurfrakturen stellen ein erhöhtes Risiko für Komplikationen, Mobilitätsverlust und Mortalität in der älteren Bevölkerung dar. Die zwei häufigsten Subtypen sind die mediale Schenkelhalsfraktur (SHF) und die pertrochantäre Femurfraktur (PFF). Nach Trauma haben CD4+ regulatorische T-Zellen (CD4+ Tregs) einen immunsuppressiven Effekt. Studien zufolge zeigen naive CD4+ Tregs folgendes Expressionsmuster: CD44low-CD62Lhigh. Nach Aktivierung ändert sich dieses zu CD44high-CD62Llow. Ziel der Studie war es, die posttraumatische Reaktion der CD4+ Tregs bei geriatrischen Patienten zu analysieren und mögliche Unterschiede zwischen SHF und PFF zu untersuchen.
Methodik: In die prospektive Studie wurden 90 Patienten von 55 bis 100 Jahren mit SHF oder PFF einbezogen. Jeder Patient erhielt an vier Messzeitpunkten eine Blutentnahme. Die erste wurde präoperativ bei Klinikaufnahme entnommen, die folgenden drei am 1., 3. und 6./7. Tag postoperativ. Mittels Durchflusszytometrie wurden die CD4+ Tregs (CD4+ CD25+ CD127-) identifiziert und deren CD44- und CD62L-Expression analysiert. Die Statistik wurde mit GraphPad Prism in Form von t-Tests und Wilcoxon-Tests durchgeführt.
Ergebnisse: Von den 90 Patienten hatten 58,9% eine SHF und 41,1% eine PFF. Bei Aufnahme liegt die Expression von CD44 bei SHF höher als bei PFF, wobei der Unterschied nicht signifikant ist. Zudem zeigt sich bei PFF ein signifikanter Anstieg der CD44-Expression am 3. postoperativen Tag im Vergleich zur Aufnahme (p<0,03). Bei SHF fehlt ein solcher Anstieg. Bei beiden Frakturtypen liegt ein Anstieg der CD62L-Expression vor. Dieser ist nur bei PFF zum Zeitpunkt 3 und 4 im Vergleich zur Aufnahme signifikant (p<0,05). Bei SHF ist die Zunahme im Vergleich zu PFF verzögert.
Schlussfolgerung: Der Anstieg der CD44-Expression bei PFF stellt ein verstärktes Aktivierungssignal für CD4+ Tregs dar. Da der Wert bei Aufnahme im Vergleich zum 3. postoperativen Tag signifikant niedriger ist, könnte dies auf einen Einfluss der Operation hinweisen. Bei SHF zeigt sich postoperativ kein derartiger Anstieg des Aktivierungssignals, was durch verschiedene Operationsverfahren bedingt sein könnte: PFF werden vorwiegend osteosynthetisch, SHF endoprothetisch versorgt. Folglich scheint die Osteosynthese bei PFF eine höhere CD4+ Treg-Aktivierung zu bewirken als die endoprothetische Versorgung bei SHF. Entsprechend sollte CD62L auch eine stärkere Aktivierung von CD4+ Tregs in PFF auslösen, was sich in einer Abnahme der CD62L-Expression aufgrund des Ektodomänen-Sheddings zeigen sollte. Jedoch steigt die CD62L-Expression. Der CD62L-Aktivierungsweg könnte bei Älteren nach Trauma beeinträchtigt sein, z.B. aufgrund eines Defekts des CD62L-Ektodomänen-Sheddings. Fortführend sollte der Mechanismus von CD62L bei Älteren, sowie der operationsartunabhängige Einfluss der Frakturart unter Einbezug weiterer klinischer Daten weiter untersucht werden.