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Inverse Schulterendoprothetik bei proximaler Humerusfraktur: Einfluss der Supraspinatussehne auf die Tuberkulaeinheilung und klinische Funktion
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Bei der Implantation einer inversen Schulterendoprothese bei proximaler Humerusfraktur bleibt der Einfluss der Supraspinatussehne (SSP-Sehne) bisher ungeklärt. Bei einem Inklinationswinkel von 155° zeigt sich kein signifikanter Unterschied zwischen der Resektion und Refixation. Da in der Fraktursituation jedoch bevorzugt kleinere Inklinationswinkel gewählt werden, ist das Ziel dieser Studie demnach, den Einfluss der SSP-Sehne radiologisch und klinisch bei einer inversen Schulterendoprothese mit einem Inklinationswinkel von 135-145° bei proximaler Humerusfraktur zu evaluieren.
Methodik: Monozentrische, prospektiv randomisierte Kohortenstudie. Bei der Implantation einer inversen Schulterendoprothese bei proximaler Humerusfraktur wird die SSP-Sehne entweder reseziert (ST) und refixiert (NT). Postoperativ erfolgt die radiologische Beurteilung nach 2d, 6w, 6m und 12m anhand folgender Parameter: Tuberculaeinheilung (komplett, >50%, <50%), Scapula-Notching und Zeichen einer Lockerung. Die klinische Evaluierung erfolgt 6m und 12m postoperativ anhand der Range of motion (ROM), der vis. Analogskala (VAS), des Constant-&-Murley Scores (CS), des American-Shoulder-and-Elbow-Surgeons Score (ASES) und des Subjective Shoulder Values (SSV).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es konnten 30 Patienten eingeschlossen werden (ST-Gruppe n = 15, NT-Gruppe n = 15), davon sind 5 männlich und 25 weiblich, Durchschnittsalter 79,6 J. Bei 9 Patienten liegt bisher ein 6-Monats-Follow up vor. Radiologisch konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen dargestellt werden, klinisch allerdings schon. Sowohl im CS als auch im ASES und in der VAS erzielte die ST-Gruppe signifikant bessere Werte als die NT-Gruppe: CS 59,2 vs. 32,5 Pkt. (p = 0,003), ASES 84,3 vs. 48,7 Pkt. (p = 0,001), VAS 1,2 vs. 5,4 (p = 0,004). Im postoperativen Bewegungsumfang zeigte sich lediglich in der Flexion ein signifikanter Unterschied zugunsten der ST-Gruppe (149,8° vs. 97,5°, p = 0,02). Beim SSV gaben die Patienten der ST-Gruppe 80% an, die der NT-Gruppe 62%, ohne dass ein statistisch signifikanter Unterschied sichtbar war (p = 0,13).
Zusammenfassend zeigt sich im kurzfristigen radiologischen Follow up bisher kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Klinisch ließen sich jedoch im CS, dem ASES, der VAS sowie der Flexion signifikant bessere Ergebnisse nach Resektion der SSP-Sehne erzielen. Ein längerfristiges und vollständiges Follow-up ist jedoch wichtig, bevor sich etwaige Therapieentscheidungen hieraus ableiten lassen.