Artikel
Epidemiologie, Behandlung und Komplikationen von periprothetischen Humerusfrakturen – eine multizentrische, retrospektive Datenanalyse
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: In den letzten Jahren hat die Implantation von Schulterendoprothesen sowohl bei Frakturen als auch bei Cuff-Arthropathien und Omarthrosen zugenommen. Begleitend dazu ist auch eine steigende Inzidenz von periprothetischen Humerusfrakturen (PPHF) zu erwarten. Bislang sind PPHF eine seltene, aber oft schwerwiegende Komplikation für Patienten nach einem Schultergelenkersatz. Ziel dieser retrospektiven, multizentrischen Analyse war es daher, demographische Daten von Patienten mit PPHF, deren Behandlungsstrategien und damit verbundene Komplikationen zu erfassen.
Methodik: Die Daten zu Patienten mit PPHF wurden retrospektiv aus den Datenbanken von sechs Traumazentren gesammelt. Insgesamt konnten 73 Patienten zwischen Januar 2000 und Dezember 2020 identifiziert werden. Erfasst wurden sämtliche demographischen Parameter, die PPHF wurden nach Wright und Cofield sowie nach Worland klassifiziert. Darüber hinaus wurde die Therapie der PPHF sowie Komplikationen im Behandlungsverlauf ausgewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das Durchschnittsalter der 57 weiblichen und 16 männlichen Patienten betrug 76 Jahre (Spanne: 52 bis 94 Jahre). Die Fraktur ereignete sich im Durchschnitt 2,8 Jahre (Spanne: ein Monat bis 18 Jahre) nach der Implantation der primären Prothese, fast ausschließlich infolge eines Sturzes (n = 67). Bei 40 Patienten handelte es sich um eine inverse Schulterprothese (RTSA) und bei 33 Patienten um eine Teilendoprothese. Mehr als die Hälfte der Frakturen (n = 47) waren Frakturen Typ B nach Wright und Cofield. Nach Worland hatte die Mehrheit der Patienten ebenfalls eine Fraktur Typ B (Typ B1 (n = 22), Typ B2 (n = 27), Typ B3 (n = 10)). Bei 22 Patienten wurden Komorbiditäten festgestellt: 14 Patienten litten unter Diabetes mellitus und zehn Patienten hatten eine nachgewiesene Osteoporose. 32 Patienten wurden konservativ behandelt, 27 mittels Plattenosteosynthese und 14 Patienten erhielten einen Revisionsschaft der Humeruskomponente. Es wurden sieben primäre Radialisnervenlähmungen (präoperativ) und sechs sekundäre (postoperativ) festgestellt. Bei sieben Patienten kam es zu einer Pseudarthrose.
Die Behandlungsstrategie für PPHF ist in erster Linie auf den einzelnen Patienten zugeschnitten. Entscheidende Faktoren wie das Alter des Patienten, der Frakturtyp und die primären Radialisläsionen müssen für eine optimale Behandlung in Betracht gezogen werden. Bei Frakturen vom Typ B1 wird aufgrund der hohen Pseudarthrosenrate bei konservativer Behandlung eine Plattenosteosynthese empfohlen. Im Gegensatz dazu wird bei Frakturen des Typ B2 ein konservativer Ansatz empfohlen, es sei denn, es liegt eine Schädigung des Nervus radialis vor.