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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Prospektive 25-Jahres-Ergebnisse operativ versorgter Frakturen des thorakolumbalen Überganges – was würden wir ein Vierteljahrhundert später anders machen?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Timo Michael Heintel - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany
  • Martin Cornelius Jordan - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany
  • Sebastian Jovic - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany
  • Hendrik Jansen - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany
  • Rainer Meffert - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB32-952

doi: 10.3205/22dkou200, urn:nbn:de:0183-22dkou2003

Veröffentlicht: 25. Oktober 2022

© 2022 Heintel et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die adäquate Behandlung von Verletzungen der thorakolumbalen Wirbelsäule wird bis heute kontrovers diskutiert. Aufgrund biomechanischer Überlegungen stehen für gleiche Verletzungsformen unterschiedliche Versorgungsstrategien zur Diskussion. Eine abschließende Bewertung einzelner Verfahren ist u.a. mangels entsprechender prospektiver klinischer und radiologischer Langzeitergebnisse häufig nur eingeschränkt möglich.

Methodik: Zwischen 09/1994 und 11/1996 wurden im Zentrum der Maximalversorgung der Autoren 68 konsekutive Patienten (Pat.) (32 Frauen u. 36 Männer) mit instabilen Frakturen des thorakolumbalen Überganges operativ versorgt. Alle 68 Pat. wurden im Rahmen der ersten multizentrischen Studie der AG Wirbelsäule der DGU prospektiv erfasst und nach einem standardisierten Protokoll nachuntersucht. 20 bis 25 Jahre postop. erfolgte nochmals eine Nachuntersuchung (NU) dieses Kollektivs mit Analyse aller vorhandener bildgebender Diagnostik.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das Alter der Pat. bei Versorgung betrug 35,9 +/- 13,5 Jahre. In 31 Fällen lag eine Typ A-, 21mal eine Typ B- und 16mal eine Typ C-Verletzung vor. 50 Pat. wiesen bei Aufnahme keine neurolog. Ausfälle auf. Bei 4 Pat. bestand ein komplettes (Frankel/ ASIA A), bei weiteren 14 Pat. ein inkompl. Querschnittsyndrom (Frankel/ASIA B-D). 45 der 68 Pat. wurden in Form einer offenen dorsalen Instrumentierung mittels winkelstabilem Fixateur interne-System versorgt. Hiervon erhielten 40 Pat. eine zusätzliche transpedikuläre intra- u. interkorporelle Spongiosaplastik. Ein kombiniertes dorsoventrales Vorgehen wurde in 21 Fällen gewählt, eine isoliert ventrale Stabilisierung kam bei lediglich 2 Pat. zur Anwendung. Es konnten 42 (74%) der insgesamt 62 noch lebenden Pat. ∅ 22,3 Jahren (+/- 40 Monate) postop. nachuntersucht werden. Im Rahmen der OP konnte eine Wiederaufrichtung, gemessen als Veränderung des bisegmentalen Grunddeckplattenwinkels (biseg. GDW) von∅15,8° erreicht werden. Der Korrekturverlust betrug bis zur NU nach 9 bis 12 Monaten ∅ 6,3°. Bis zur letzten NU nach 20 bis 25 Jahren kam es zu einer weiteren Rekyphosierung von insgesamt 13,7°. Bei allen dorsoventral oder mit einer transpedikulären Spongiosaplastik versorgten Pat. konnte eine stabile interkorporelle Fusion erzielt werden. Der Hannoveraner-WS-Score sank von∅95 präop. auf einen Wert von ∅ 66 bei der letzten NU.

Mit den vor 25 Jahren im Rahmen der Studie angewandten operativen Maßnahmen zur Rekonstruktion der thorakolumbalen Wirbelsäule konnte im prospektiv erfassten Kollektiv in allen Fällen eine langfristige und voll belastbare Ausheilung erzielt werden. Im Langzeitverlauf ergaben sich jedoch auch nach Erreichen einer stabilen interkorporellen Fusion weitere relevante Veränderungen des sagittalen Profils. Diese Spätkyphosierung war u.a. Abhängig vom Ausmaß der kyphotischen Fehlstellung. Mit dem heutigen Stand des Wissens wären von den Autoren nur 7 der 68 Pat. in gleicher oder ähnlicher Weise versorgt worden, bei 61. Pat. wäre ein anderes Vorgehen gewählt worden.