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Verändert ein MRT in der Primärdiagnostik bei Tibiakopffrakturen den Versorgungsplan?
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Veröffentlicht: | 25. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Tibiakopffrakturen sind häufig assoziiert mit Begleitverletzungen des Kniebinnenapparates. Der Goldstandard der Diagnostik ist eine 2D- und 3D Röntgenuntersuchung, die aber just diese Begleitverletzungen nicht detektiert. Eine Magnetresonanztomographie (MRT) findet nicht regelhaft als Primärdiagnostik statt.
Ziel der Studie ist es herauszufinden, ob sich der operative Behandlungsalgorithmus verändert, wenn die Primärdiagnostik um eine MRT-Bildgebung bei komplexeren Tibiakopffrakturen ergänzt wird.
Methodik: Es wird ein angefertigter Fragebogen mit Multiple Choice und Multiple Select Fragen zum operativen Versorgungsplan bei Tibiakopffrakturen durch erfahrene Kollegen der Unfallchirurgie ausgefüllt.
Der eigens hierfür angefertigte Online-Fragebogen beinhaltet, neben Eingangsfragen zu Erfahrungs- und Weiterbildungsstand des Befragten, insgesamt 10 Fragen mit vollständig anonymisiertem Bildmaterial von je drei Patienten.
Im ersten Teil werden mit vorliegender, Röntgen- und Computertomographie (CT)- Diagnostik Fragen zum geplanten operativen Versorgungsplan gestellt. Im zweiten Teil werden die MRT-Bildserien des Patienten hinzugefügt. Anschließend wird der Therapieplan, mit Fokus einer möglichen Änderung des zuvor überlegten primären Versorgungsplan nach Kenntnis der MRT Bildgebung abgefragt.
Adressiert wurden alle Maximalversorger mit SAV Zulassung deutschlandweit. Wir befinden uns in der Akquirierungs- und Teilnahmephase seit Anfang Februar 2022.
EBM: Therapeutische Studie, Level 5
Ergebnisse: Bisher haben 40 Teilnehmer die Studie abgeschlossen. Die Teilnehmer haben durchschnittlich 16,5 Jahre Berufserfahrung und versorgen durchschnittlich jährlich 23 Tibiakopffrakturen operativ. Mit 2D- und 3D-Bildgebung würden 59 % der Teilnehmer eine Arthroskopische Versorgung planen. Nach Kenntnis der MRT-Befunde würden nun 86% eine Arthroskopische Versorgung durchführen. 39% geben allgemein eine Änderung ihres geplanten Vorgehens an z.B. hinsichtlich des Zugangsweges. Eine sekundäre Versorgung von Verletzungsanteilen war bei 37% additiv favorisiert. Darüber hinaus veränderten 36% die Nachbehandlung.
Schlussfolgerung: Es handelt sich um vorläufige Ergebnisse. Ziel ist es 100 Befragungen abzuschließen. Es zeigt sich, dass eine MRT-Bildgebung das geplante operative Vorgehen hinsichtlich OP-Technik und Zugangswahl verändern kann. Verletzungen, die zuvor nicht adressiert wurden, werden nun direkt mittherapiert oder einer frühsekundären Versorgung zugeführt. In einem nicht unerheblichen Anteil wurde die Nachbehandlung an das Verletzungsmuster angepasst. Letztlich scheint eine initiale MRT-Diagnostik eine wichtige Entscheidungshilfe zur Optimierung der Versorgung der komplexen Verletzungen des Tibiakopfes mit den bisher häufig nicht adressierten Begleitverletzungen zu sein.